Bistümer ohne einheitliche Position zur "Pille danach"

Bistümer ohne einheitliche Position zur "Pille danach"
Die Kehrtwende des Kölner Kardinals Meisner, der unter bestimmten Umständen die Gabe eines Hormonpräparates zur sogenannten Nachverhütung gebilligt hat, sorgt für Diskussionen in der katholischen Kirche.

In katholischen Krankenhäusern zeichnet sich vorerst keine einheitliche Linie im Umgang mit der "Pille danach" ab. Während das Erzbistum Berlin laut einem Vorabbericht des Münchner Nachrichtenmagazins "Focus" vom Samstag weiterhin das Hormonpräparat zur sogenannten Nachverhütung nach einem Geschlechtsakt ablehnt, will das Erzbistum Hamburg umschwenken.

Er begrüße die Klarstellung des Kölner Kardinals Joachim Meisner, zitiert der "Focus" den Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Meisner hatte vor wenigen Tagen überraschend erklärt, es sei vertretbar, wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat verwendet werde, das eine Befruchtung verhindere. Der Berliner Bistumssprecher Stefan Förner indes sagte dem Magazin: "Bei uns gab es die 'Pille danach' bislang nicht in katholischen Krankenhäusern, und es wird sie nicht geben."

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Der katholische Philosoph und Politikwissenschaftler Otto Kallscheuer wertete Meisners Sinneswandel als Einsicht darin, dass "Katholiken aus bloßer vermuteter Übereinstimmung mit einer bestimmten Moraltheologie" einem Vergewaltigungsopfer nicht die Barmherzigkeit verweigern dürften. Vermutlich sei Meisner über die Abweisung einer vergewaltigten Frau durch katholische Ärzte derart erschrocken, dass er seine Ansicht revidiert habe, sagte Kallscheuer am Samstag im Deutschlandfunk. Die Abweisung der Frau sei "eine schwerwiegende und keine lässliche Sünde von katholischen Institutionen" gewesen.

Hintergrund der Diskussion über die "Pille danach" ist der Fall einer vergewaltigten Frau in Köln, der in zwei katholischen Kliniken die Behandlung verweigert worden war. Die Krankenhäuser wollten die Frau weder untersuchen noch mögliche Spuren sichern, weil dies auch mit einer Beratung über einen möglichen Schwangerschaftsabbruch sowie das Verschreiben der "Pille danach" verbunden gewesen wäre.