"Aktuell hochgradig belastete Wörter, die bereits jüngere Kinder als diskriminierend empfinden, sollten durch gleichbedeutende unbelastete Wendungen ersetzt werden", sagte Hans-Heino Ewers, Direktor des Frankfurter Instituts für Jugendbuchforschung, am Mittwoch in Frankfurt. Eingriffe dieser Art bedeuteten keine Entstellung des Textes, sondern dienten dem aktuellen Verständnis seiner ursprünglichen Absicht, begründete der Literaturwissenschaftler. Ältere Kinderbücher müssten als historische Texte gelesen werden. Da Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter jedoch noch nicht dazu in der Lage seien, sie als solche zu identifizieren, sei es notwendig, diese Literatur dem sprachlichen Wandel anzupassen. "Wenn in einem romantischen Märchen von einem 'blöden' Kind die Rede ist, dürfte kein kindlicher Leser von selbst die damalige Bedeutung von 'blöde' herausfinden; in einer Leseausgabe von heute sollte es deshalb 'schüchternes Kind' heißen", sagte Ewers.
Anfang Januar hatten etwa die Verlage Thienemann (Stuttgart) und Oetinger (Hamburg) angekündigt, ihre Kinderbuchklassiker nach diskriminierenden Begriffen wie "Negerlein" oder "Zigeuner" zu durchforsten und dem heutigen Sprachgebrauch anzupassen. In Gang gebracht hatte die Diskussion um eine politisch korrekte Sprache in Kinderbüchern jüngst Bundesfamilienministerin Christina Schröder (CDU). Sie schütze ihre kleine Tochter beim Vorlesen vor Wörtern wie "Negerkönig" (bei Pippi Langstrumpf) oder "Negerbaby" (bei Jim Knopf), sagte sie in einem Interview.