Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) übergab die Auszeichnung am Dienstag Vertretern der diakonischen Stiftung Friedehorst, die vor zwei Jahren Standards zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in ihrer Behindertenhilfe eingeführt hat. Bremen kam in jüngster Zeit bundesweit in die Schlagzeilen, weil im Juni vergangenen Jahres eine 85-jährige Frau in einem Heim von einer Pflegerin gestoßen und an den Haaren gezogen wurde. Der Sohn hatte den Vorfall heimlich gefilmt und öffentlich gemacht.
Zu den bindenden Verabredungen für die Beschäftigten in Friedehorst, einem großen diakonischen Unternehmen in Bremen, gehören Schritte zur Vorbeugung gegen sexuelle Gewalt. Was bei einem Verdacht und einem ausgeführten Missbrauch zu geschehen hat, steht in einem Regelwerk, das für alle zugänglich ist. "Wir sprechen offen über Missbrauch und Gewalt in der Pflege, das ist der beste Schutz", sagte Friedehorst-Mitarbeiter Nico Oppel bei dem Senatsempfang.
Unter einem knappen Dutzend anonymisierter Ideen entschied sich eine sechsköpfige Jury des Bremer Forums gegen Gewalt in Pflege und Betreuung einstimmig für Friedehorst. Gewalt müsse in erster Linie vorbeugend begegnet werden, betonte Sozialsenatorin Stahmann. "Nicht vornehmlich durch strafrechtliche, ordnungsrechtliche und arbeitsrechtliche Maßnahmen nach einem Vorfall." Das Thema, das noch immer ein Tabu sei, müsse im öffentlichen Bewusstsein wachgehalten werden.