Die Initiative könnte von den theologischen Fakultäten der beiden Konfessionen ausgehen, ergänzte Thönissen, der das katholische Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn leitet. Er verwies darauf, dass es an einzelnen Priester- und Predigerseminaren schon Begegnungen zwischen angehenden Pfarrern und Priestern gebe: "Das ließe sich zu gemeinsamen Ausbildungseinheiten ausbauen." Die Bibelauslegung werde schon gemeinsam betrieben, argumentierte der Theologieprofessor. "Wir reden nicht mehr von evangelischer und katholischer Bibelexegese." Daraus sollten Konsequenzen für die Ausbildung gezogen werden.
Der Experte warnte beide Kirchen vor wechselseitigen Zumutungen. Als Beispiel nannte er das Reformationsjubiläum 2017. Auf katholischer Seite gebe es Versuche der Abgrenzung gegen ein positives Verständnis der Reformation. Und auf evangelischer Seite werde wiederum versucht, katholische Vorbehalte zu übergehen. Der katholische Theologe kritisierte zudem, die evangelische Kirche verlasse aus katholischer Sicht "die gemeinsam erreichte ökumenische Basis", wenn sie etwa Laien zu Predigt und Verwaltung der Sakramente ordiniere.