Blumenthal: Kein gravierendes Antisemitismus-Problem in Deutschland

Blumenthal: Kein gravierendes Antisemitismus-Problem in Deutschland
Der Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Michael Blumenthal, glaubt nicht, dass Deutschland ein gravierendes Antisemitismus-Problem hat.

Unter Deutschen gebe es nicht mehr Judenfeindlichkeit als in seiner Wahlheimat USA, sagte Blumenthal dem Nachrichtenmagazin "Focus". Er vertrat er den Standpunkt, dass Kritik der Deutschen an Israel erlaubt sein müsse. "Ihr seid ein freies Land", sagte Blumenthal, der als Kind vor den Nationalsozialisten fliehen musste.


Die Beschneidungsdebatte im vergangenen Jahr hat der 87-jährige Blumenthal "mit Kopfschütteln beobachtet". Es sei "typisch deutsch, dass nach Tausenden von Jahren ein Kölner Richter diesen Ritus zur Körperverletzung erklärt". Der Streit hätte nicht so hohe Wellen geschlagen, wäre nicht der Fall eines muslimischen Jungen verhandelt worden. "Das Verbot von Beschneidung jüdischer Jungen hätte man nicht gewagt. Nicht in Deutschland", sagte Blumenthal. Die Beschneidung sei eine "Kernfrage jüdischer Identität".

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hatte am Freitag in einem Interview auf weit verbreitete antisemitische Einstellungen in Deutschland verwiesen. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung sei resistent gegen Aufklärung, sagte Graumann dem Radiosender SWR2: "Und ich glaube, da werden wir wenig erreichen können."