Islamwissenschaftler fordern Studien über die Salafisten in Deutschland

Islamwissenschaftler fordern Studien über die Salafisten in Deutschland
Von radikal-islamischen Salafisten geht nach Ansicht von Wissenschaftlern eine Terror-Gefahr aus. Doch ihre Zahl ist in Deutschland gering. Experten fordern genaue Erhebungen, um gemeinsam mit Muslimen dem Extremismus vorbeugen zu können.

Islamwissenschaftler halten angesichts der terroristischen Bedrohungen durch den Salafismus eine grundlegende Erforschung dieser islamischen Richtung für dringend erforderlich.

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So beruhten bislang sämtliche Zahlen über die Salafisten auf Schätzungen, sagte der Religionspädagoge und Extremismus-Experte Professor Rauf Ceylan am Freitag bei einer Tagung in Osnabrück. Auch über die Frage, wie die Salafisten Jugendliche erreichten, könnten bisher nur Vermutungen angestellt werden. "Es gibt keine einzige empirische Studie, das ist ein Armutszeugnis."

Solche Studien seien unter anderem wichtig, um eine wirksame Prävention zu entwickeln, betonte der Direktor des Osnabrücker Instituts für Islamische Theologie, Bülent Ucar. Darin müssten vor allem Schulen, Jugendverbände und die muslimischen Gemeinden einbezogen werden. Noch bis Samstag diskutieren Wissenschaftler sowie Vertreter muslimischer Verbände und des Verfassungsschutzes über den Salafismus.

Etwa 4.500 Salafisten, vor allem in Städten mit "B"

Mutmaßlich gebe es unter den 4,2 Millionen Muslimen in Deutschland etwa 4.500 Salafisten, die sich in drei Strömungen aufteilten, erläuterte Ceylan. Allen gemeinsam sei ein rückwärtsgewandtes Verständnis des Islam und die wörtliche Auslegung der Schriften. Die gewaltbereiten unter ihnen seien die absolute Minderheit. Zentren der Salafisten in Deutschland seien etwa Bonn, Frankfurt, Bremen, Braunschweig oder Berlin.

Von den radikal-islamischen Salafisten gehe eine reale Terror-Gefahr aus, betonte Ceylan. Insofern hätten deutsche Sicherheitsbehörden auch die Pflicht, in akuten Fällen darauf hinzuweisen. Der Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, hatte sich in einem Fernsehinterview am Donnerstagabend besorgt gezeigt über die zunehmende Zahl der Salafisten.

Ceylan und Ucar wiesen jedoch darauf hin, dass es mit Blick auf die Wirkung solcher Warnungen auf die Gesellschaft ebenso wichtig sei, die große Mehrheit der friedliebenden Muslime mit ins Boot zu holen. Sie seien ebenso die Leidtragenden solcher Bedrohungen. "Wir können auch mit den Muslimen zusammen gegen radikale Strömungen im Islam vorgehen", sagte Ucar.