Frankreich will seinen Kampfeinsatz gegen islamistische Aufständische in Mali deutlich ausweiten. Wie Präsident François Hollande am Dienstag ankündigte, wird die 750 Mann starke Einsatztruppe massiv aufgestockt. "Anschließend werden wir so schnell wie möglich das Feld den afrikanischen Einheiten überlassen", sagte Hollande bei einem Truppenbesuch auf dem französischen Militärstützpunkt in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate). Nach Angaben des französischen Verteidigungsministers Jean-Yves Le Drian soll die Zahl der Soldaten schrittweise auf 2.500 erhöht werden.
Die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS will die malische Armee ihrerseits mit 3.300 Soldaten unterstützen. Die Führung liegt bei Nigeria, das nach Armee-Angaben bereits am Mittwoch die ersten Soldaten entsenden will. Der Beginn des ECOWAS-Einsatzes sei "eine Frage von Tagen", hieß es laut einem BBC-Bericht aus der nigerianischen Armeeführung. Frankreich werde auch nach Beginn des afrikanischen Einsatzes mit Luft- und Bodenstreitkräften in Mali präsent sein, erläuterte Hollande.
Deutschland prüft Unterstützung für Frankreich
Indessen setzte die französische Armee ihre Luftangriffe in Mali den fünften Tag in Folge fort. Ziel war unter anderem die Stadt Diabaly, die in der Nacht auf Dienstag zwei Mal bombardiert wurde. Eine Kolonne aus 40 französischen gepanzerten Fahrzeugen erreichte am Dienstag die malische Hauptstadt Bamako. Sie kam auf dem Landweg aus der Elfenbeinküste, wo Frankreich ebenfalls einen Militärstützpunkt unterhält.
Der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) bekräftigte in Berlin, dass Deutschland eine Unterstützung für Frankreich prüfe. Seitens des Verteidigungsministeriums gehe es um Hilfe im Bereich Lufttransport, sagte der Minister. Geklärt werden müssten viele Fragen: "Welche Größenordnung, also wie viele Flugzeuge, für welchen Zeitraum, wohin und für wen fliegen wir?" Neben der logistischen werde auch medizinische und humanitäre Hilfe erwogen, weshalb auch andere Ressorts angesprochen seien.
Immer mehr Menschen auf der Flucht
Der eskalierende Konflikt zwingt immer mehr Menschen in die Flucht. In den ersten drei Tagen der französischen Intervention flohen fast 30.000 Männer, Frauen und Kinder vor den Kämpfen, wie das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) in Genf berichtete. Insgesamt leben in dem westafrikanischen Land mittlerweile 230.000 Binnenflüchtlinge.
###mehr-artikel###Seit Beginn der Gewalt in Mali im Frühjahr 2012 haben sich außerdem nahezu 150.000 Menschen im Ausland in Sicherheit gebracht. Das berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Die Menschen halten sich unter anderem in Mauretanien, Niger, Burkina Faso, Algerien, Guinea und Togo auf.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton berief die 27 europäischen Außenminister zu einer Sondersitzung nach Brüssel ein. Sie ist für Donnerstagnachmittag geplant. Die Minister sollen bei dem Treffen den offiziellen Beschluss für die Einrichtung einer Ausbildungsmission für Mali fällen. 200 europäische Soldaten sollen Kräfte der malischen Armee trainieren. Auch Deutschland hat seine Teilnahme angekündigt.
EU: Kein direkter Eingriff in Kampfhandlungen
Nötig sind neben den 200 Militärausbildern mehr als 200 Personen für Sicherheit und Logistik. Als frühestmöglicher Zeitpunkt für den Beginn des Einsatzes gilt das Datum Mitte Februar. Einen direkten Eingriff in die Kampfhandlungen schließt die EU aus. Die Leitung der Ausbildungsmission liegt bei dem französischen General François Lecointre, der sich möglicherweise bereits diesen Sonntag mit einem kleinen Team für einige Tage in die malische Hauptstadt Bamako begeben wird.
In einer Dringlichkeitsdebatte im EU-Parlament in Straßburg sagte Ashton, die Rebellen in Mali hätten "furchtbare Menschenrechtsverletzungen" begangen. Sie stellten eine direkte Bedrohung für die EU und andere Teile der Welt dar. Ashton berichtete, dass der malische Außenminister derzeit auf dem Weg nach Brüssel sei. Nach bilateralen Gesprächen werde der Regierungsvertreter aus Bamako am Sondertreffen der EU-Außenminister teilnehmen, erläuterte die EU-Chefdiplomatin.