Der Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Montag, statt allgemeiner Fremdenfeindlichkeit verlagerten sich Ressentiments mehr und mehr auf den Islam: "Es heißt nicht mehr 'die Türken', sondern 'die Muslime'."
Diese Generalisierung führe zu einer immer größeren Ablehnung der Muslime innerhalb der Bevölkerung, erläuterte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Dies sei gesellschaftlich anerkannt und betreffe alle Schichten. Anhand von Umfragen habe er herausgefunden, dass Islamophobie auch im Lager der Wohlhabenden verbreitet sei. Zudem habe sie im politischen Milieu der Linken und der Mitte zugenommen.
Auch nach den Worten des Extremismus-Experten Alexander Häusler haben sich rassistische Bilder innerhalb der Gesellschaft verlagert. "Undifferenzierte Kritik am Islam oder den Muslimen gilt als konsensfähig, weil sie nicht als klassisch rassistisch eingeordnet wird", sagte der Wissenschaftler von der Arbeitsstelle Neonazismus der Fachhochschule Düsseldorf der Zeitung. Anders als ausländerfeindliche und antisemitische Äußerungen würden islamfeindliche Bemerkungen daher nicht sanktioniert.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland fordert deshalb, dass "islamfeindlicher Rassismus als eigenständiger Tatbestand gewertet werden muss". Der Zentralratsvorsitzender Aiman Mazyek sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", bisher weigerten sich Regierung und Sicherheitsbehörden, Straf- und Gewalttaten gegen Muslime gesondert zu erfassen, sondern subsumierten sie unter dem Oberbegriff Fremdenfeindlichkeit. "Dadurch wird die Dimension der Islamfeindlichkeit verschleiert."