Alles laufe auf ein Verschwinden des Christentums in dem Land hin, sagte der römisch-katholische Theologe am Mittwochabend dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Aachen. "Die Christen haben nur die Wahl, sich ganz zurückzuziehen oder sich aufzulösen", sagte er im Anschluss an eine dreitägige Konferenz des Missionswissenschaftlichen Instituts des katholischen Hilfswerks Missio.
###mehr-artikel### Demütigungen, Entführungen und Anschläge hätten die Botschaft: "Werdet Muslime oder verlasst den Irak", sagte Sleiman. Den Verlust des Gefühls, in den Irak zu gehören, hält Sleiman für viel schlimmer als die Gewalt selbst. Der 66-Jährige ist jedoch entschlossen zu bleiben, "auch wenn ich der letzte Christ im Irak wäre".
Ein Miteinander der 14 offiziell anerkannten christlichen Konfessionen gebe es nur vereinzelt, erklärte der Dominikanerpater Thomas Mirkis aus Bagdad. Die Suche nach einer gemeinsamen politischen Identität und angemessenen Repräsentanz in den Gesetzgebungs- und Regierungsinstitutionen sei schwierig. Vertreter der christlichen Religionsgemeinschaften hätten kaum politisches Gewicht, da jede Gruppe um ihren eigenen Erhalt kämpfe.
Zahl der Christen halbiert
Der Irak, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. In den vergangenen zehn Jahren sank die Zahl der Christen Schätzungen zufolge von 1,2 Millionen Menschen auf weniger als die Hälfte. Mit heute wohl rund 500.000 Gläubigen stellen die Christen knapp zwei Prozent der irakischen Bevölkerung.
Heute sind die katholischen Chaldäer die größte Glaubensgemeinschaft unter den Christen im Irak. Ihre Kirche ist mit Rom uniert. Hinzu kommen mehrere kleinere Kirchen, darunter Assyrer und Orthodoxe. Auch einige tausend Protestanten leben im Irak. Nach der neuen Verfassung von 2005 ist der Islam Staatsreligion. Rund 97 Prozent der 29 Millionen Iraker sind Muslime. Etwa zwei Drittel bekennen sich zur schiitischen Glaubensrichtung, ein Drittel gehört zu den Sunniten.