Kirchen beklagen Krieg und Gewalt zu Weihnachten

Kirchen beklagen Krieg und Gewalt zu Weihnachten
Appelle zum Frieden und für einen stärkeren sozialen Zusammenhalt bestimmen die Botschaften der Kirchen zum Weihnachtsfest.

Die Spitzen der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland haben zu Weihnachten zum Engagement für Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. "Krieg und Gewalt herrschen an vielen Orten", beklagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Sonntag in Hannover. Die Weihnachtsbotschaft rufe dazu auf, "der Friedensverheißung der Engel zu vertrauen und auch gegen den Augenschein Schritte des Friedens zu wagen".

"Mit Sorge schauen wir auf die wachsende Gewalt im syrischen Bürgerkrieg und denken an die vielen zivilen Opfer auch in Israel, Palästina und Afghanistan", heißt es in der diesjährigen EKD-Botschaft zum Weihnachtsfest. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann sagte in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des Deutschlandfunks, die Botschaft "Friede auf Erden" sei für sie an Weihnachten zentral: "Das ist kein romantisches Schmusefest, sondern setzt sich mit der Realität auseinander."

Den Blick auf die Nöte der Menschen lenken

Der rheinische Präses Schneider, seit 2010 oberster Repräsentant der fast 24 Millionen Protestanten in Deutschland, warnte vor einer Verschärfung der Wirtschaftskrise in europäischen Ländern: "Besonders Griechenland, aber auch andere Länder brauchen unsere Hilfe und Solidarität, denn Europa ist mehr als ein Wirtschaftsraum." Europa sei ein Friedensprojekt.

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Auch in Deutschland gerieten Menschen ins Abseits, sagte der EKD-Ratsvorsitzende: "Die Weihnachtsbotschaft fordert uns heraus, für diese Menschen die Stimme zu erheben und nach sozialer Gerechtigkeit zu suchen.

"Das Weihnachtsfest richtet nach Auffassung der westfälischen Präses Annette Kurschus den Blick auf die Nöte der Menschen. Das Königskind Jesus brauche keine perfekte Szene, sagte Kurschus am Sonntag im ZDF-Fernsehgottesdienst in Siegen. Es wolle keine imponierende Kulisse. "Es kam in die Welt, um die Menschen anzusehen. Auch die im Dunkeln", erklärte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Der Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich beklagte eine Kommerzialisierung des Festes. Die Hinwendung zum Nächsten solle im Mittelpunkt stehen, nicht die Erfüllung der Geschenkewünsche, sagte der evangelische Theologe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe).

Mitwirken, dass die Welt nicht verloren geht

Die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann sagte der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Montagsausgabe), die Schere zwischen Armen und Reichen klaffe immer weiter auseinander. Wenn 80 Prozent des Reichtums von fünf Prozent der Bevölkerung gehalten würden, habe das mit politischen Entscheidungen zu tun. "Hier müssen wir zu einer anderen Verteilung kommen", forderte Junkermann.

Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer sieht in der Weihnachtsbotschaft Verpflichtung und Ermutigung zum sozialen und politischen Engagement. "Weil Gott die Welt nicht verloren gab, müssen wir daran mitwirken, dass die Welt nicht verloren geht", schreibt er in seiner Weihnachtsbotschaft.

Der katholische Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen forderte Christen auf, der "herrschenden Zivilisation des Todes" mit einer "Kultur des Lebens und der Liebe" zu begegnen. Christenmenschen, die im Kind von Bethlehem dem Angesicht Gottes begegneten, sei es aufgetragen, sich für den heiligen und unantastbaren Charakter jedes Menschenlebens von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Tod starkzumachen, sagte der katholische Bischof.