Habermas vermisst Äußerungen Intellektueller zu Europa

Habermas vermisst Äußerungen Intellektueller zu Europa
Der Philosoph Jürgen Habermas vermisst in der Debatte über Europa Äußerungen von deutschen Intellektuellen.

Eigentlich müssten sie sich scharenweise zu Europa äußern, sagte der 83-Jährige am Mittwoch in Düsseldorf. "Offensichtlich machen sie es nicht, weil damit kein Blumentopf zu gewinnen ist", erklärte der Soziologe und Philosoph.

Zwei Tage vor der Entgegennahme des mit 50.000 Euro dotierten Heine-Preises der Stadt Düsseldorf erklärte Habermas, auch für Literaten und Historiker sei Europa eher "ein sperriges Thema". In Deutschland seien dazu überwiegend Juristen und Soziologen zu hören, also "Disziplinen, die der Öffentlichkeit nicht so nahe stehen", beklagte der Heine-Preisträger 2012.

Mit der Vergabe des Heine-Preises an Habermas werde einer der weltweit bedeutendsten Denker der Gegenwart für sein Lebenswerk gewürdigt, zitierte der Düsseldorfer Kulturdezernent Hans-Georg Lohe aus der Jury-Entscheidung. Habermas' Werk sei geprägt "durch freiheitliche Ideen der Aufklärung, seinen unermüdlichen Einsatz für ein demokratisch verfasstes Deutschland sowie seine streitbaren Beiträge zu den gesellschaftspolitischen Debatten Europas".

Der Heine-Preis wird von der Stadt Düsseldorf seit 1972 vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Carl Zuckmayer, Walter Jens, Max Frisch, Wolf Biermann, Hans Magnus Enzensberger, Elfriede Jelinek, Amos Oz und Simone Veil.