Er werde bei dem Treffen, das an diesem Wochenende in Castel Gandolfo bei Rom stattfindet, einen Vortrag über die Voraussetzungen zur Einheit der Christen halten, sagte der evangelische Theologe dem epd. Dabei werde er auch den Einfluss der Aufklärung auf den christlichen Glauben erörtern.
Der emeritierte Neutestamentler ist nach eigenen Angaben der erste evangelische Bischof, der zu einem Treffen der akademischen Schüler des früheren Professors Ratzinger eingeladen wurde. Der Papst sei an seiner Anwesenheit interessiert, "weil er meine Bücher gelesen hat", sagte Wilckens, der von 1981 bis 1991 Bischof des Sprengels Holstein-Lübeck war.
Davor lehrte er Neues Testament in Marburg, Berlin und Hamburg. Bundesweit bekannt wurde er 1987 mit seiner Trauerpredigt für den unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommenen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU). Damals warnte der lutherische Bischof vor einer Realpolitik ohne Bindung an Moral und Religion.
Kritiker der "Bibel in gerechter Sprache"
Als Theologieprofessor machte sich Wilckens mit zahlreichen Veröffentlichungen einen Namen. Als seine Hauptwerke gelten ein Kommentar zum Römerbrief und eine Übersetzung des Neuen Testaments. Der emeritierte Bischof gehört auch zu den Kritikern der Beschlüsse in der Evangelischen Kirche in Deutschland zu "Homo-Ehen" im Pfarrhaus. Auch wandte er sich gegen "Bibel in gerechter Sprache".
Bei dem Treffen ehemaliger Assistenten und Doktoranden von Ratzinger geht es in diesem Jahr unter der Überschrift "Ökumenische Ergebnisse und Fragen im Gespräch mit Luthertum und Anglikanismus" um eine Bilanz der Ökumene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Teilnehmer sind neben anderen der vatikanische "Ökumene-Minister", Kardinal Kurt Koch, der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und der Hamburger Weihbischof Hans-Joachim Jaschke. Der Schülerkreis von Ratzinger trifft sich regelmäßig Ende August.