Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) rief in der "Märkischen Allgemeinen" (Freitag) dazu auf, den Potsdamer Weihnachtsmarkt in der Zeit bis zum Totensonntag zu boykottieren. Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge kritisierte in den "Potsdamer Neuesten Nachrichten" (Freitagsausgabe), der Sinn von Advent und Weihnachtsfest werde ausgehöhlt, wenn diese nur unter ökonomischen Gesichtspunkten gesehen werden.
In der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam, im sachsen-anhaltischen Halberstadt sowie im mecklenburgischen Rostock starteten die Weihnachtsmärkte bereits am Donnerstag und damit drei Tage vor Totensonntag. Zur Begründung gaben die Kommunen vor allem wirtschaftliche Interessen der Händler aufgrund der kurzen Adventszeit in diesem Jahr an. Bei Kirchenvertretern stieß dies auf massive Kritik.
Kommerzdenken und Anstandsregeln
Stolpe zeigte sich am Freitag "erschüttert, dass das Kommerzdenken sich über alle Anstandsregeln hinwegsetzt". Er hoffe, dass es genügend Menschen in Potsdam gebe, die dieses Verhalten "durch ihr Nichterscheinen abstrafen". Der frühere Konsistorialpräsident der evangelischen Kirche übte auch Kritik an der Stadtverwaltung, die sich den Interessen der Händler gebeugt habe: "Das gab es selbst zu DDR-Zeiten trotz gelegentlicher Entgleisungen nicht."
Bischof Dröge mahnte, der Rhythmus des Jahres gebe Menschen Orientierung und lasse auch die Bedeutung der Festzeiten intensiver werden. "Dieses Erleben wird beschädigt, wenn die Weihnachtsmärkte zur Unzeit ihre Stände öffnen", betonte er. Die Adventsbeleuchtung sollte daher erst nach dem Ewigkeitssonntag eingeschaltet und auch die Weihnachtsmärkte erst danach eröffnet werden. Er sei froh, dass die Wahrung dieser Tradition in Berlin ernst genommen werde, fügte der Bischof hinzu.