In der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam, im sachsen-anhaltischen Halberstadt sowie der mecklenburgischen Küstenstadt Rostock starteten die Weihnachtsmärkte bereits am Donnerstag und damit drei Tage vor Totensonntag.
Zur Begründung gaben die Kommunen vor allem wirtschaftliche Interessen der Händler aufgrund der kurzen Adventszeit in diesem Jahr an. Bei Kirchenvertretern stieß dies am Donnerstag in einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) auf massive Kritik.
Kirchen-Kritik an früher Öffnung der Weihnachtsmärkte
Der Beauftragte der Evangelischen Kirche bei Landtag und Landesregierung in Sachsen-Anhalt, Oberkirchenrat Albrecht Steinhäuser, sprach im MDR-Hörfunk von einer Entwertung der Adventszeit. Das Kirchenjahr ende erst mit dem Ewigkeitssonntag, der landläufig auch als Totensonntag bekannt sei. Adventszeit sei dann die Zeit der Vorbereitung und des Zugehens auf das Weihnachtsfest, erläuterte Steinhäuser. "Diese Rhythmen zu verschieben, bedeutet im Klartext eigentlich nur, dass man den inhaltlichen Wert der Adventszeit kleinmacht", kritisierte Steinhäuser.
Der stellvertretende Oberbürgermeister von Halberstadt, Michael Haase (CDU), verteidigte indes die Entscheidung der Stadt im Harzvorland. Sie gehe auf einen Wunsch der Händler zurück. Wegen der besonderen Terminlage des Heiligen Abends stünden weniger Tage für den Markt zur Verfügung, weshalb sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Standbetreiber verschlechtere.
Vertreter der evangelischen Nordkirche bedauerten die frühzeitige Eröffnung des Weihnachtsmarktes in Rostock. "Wir werben darum, den stillen Tagen im November wie dem Volkstrauertag, dem Buß- und Bettag und dem Ewigkeitssonntag, mehr Beachtung zu schenken", erklärten die vier leitenden Pröpste des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg. Zu Wochenbeginn hatten die beiden großen Kirchen bereits den frühen Start des Potsdamer Weihnachtsmarkts kritisiert, der in diesem Jahr erstmals schon vor dem Totensonntag eröffnet wird.
"Der finanzielle Erfolg rechtfertigt das Brechen mit traditionellen Regeln nicht"
Die drei Städte in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind aber offenbar weitgehend Ausnahmen. In Sachsen und in Thüringen öffnen die Weihnachtsmärkte ausnahmslos erst nach dem Totensonntag. "Offenbar haben die Kirchen mit ihren immer wieder vorgebrachten Argumenten bei den Kommunen Gehör gefunden", sagte der Leiter des Evangelischen Büros in Erfurt, Oberkirchenrat Christhard Wagner, dem epd.
Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg Nils Busch-Petersen nannte es eine gute gesellschaftliche Regel und kaufmännische Gewohnheit, nicht vor dem Totensonntag mit den Adventsmärkten zu beginnen. Der finanzielle Erfolg rechtfertige nicht, mit traditionellen Regeln zu brechen, sagte Busch-Petersen in Berlin dem epd. Der Großteil der Händler halte sich an diese Vereinbarung. Sein Verband könne ihnen aber nicht vorschreiben, wann sie mit dem Adventsverkauf beginnen.