Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag berichtete, nannten die Behörden den Schritt "verfrüht". Die Idee ist nicht neu, wurde aber durch die "Punk-Gebete" der jüngst zu Haftstrafen verurteilten Musikerinnen der Band "Pussy Riot" wieder aktuell.
Die Idee, Bürgerwehren aus orthodoxen Gläubigen zum Schutz von Kirchen und Priestern einzusetzen, hatte am Dienstag Iwan Otrakowski, ein Sprecher der Bürgerbewegung "Für die Heilige Rus", ausgesprochen. Nach seinen Angaben sind bereits 50 Schutzmänner vor Kirchen in Moskau und Umgebung im Einsatz.
Im russischen Innenministerium hieß es, es sei "zu früh, von einer gemeinsamen Arbeit mit orthodoxen Bürgerwehren zu sprechen". Alexej Majorow von der Moskauer Stadtregierung erklärte: "Ich finde, dass ist ein falscher Ansatz. Das spaltet die Gesellschaft." Der Vorschlag, Kirchen und Geistliche durch "Wehrgruppen" vor Übergriffen zu schützen, sei eine "Privatinitiative". Es gebe in Moskau seit langem Bürgerpatrouillen. Diese dürften aber auf keinen Fall nach konfessionellen oder nationalen Gesichtspunkten zusammengestellt werden.
Die bekannte russische Menschenrechtlerin Ludmila Alexejewa, Leiterin der Moskauer Helsinki-Gruppe, fürchtet negative Folgen, sollten in Moskau und Umgebung orthodoxe Schutztrupps zum Einsatz kommen. Dann müssten auch muslimische und jüdische und sogar atheistische Gruppen gegründet werden. Solche Aktionen seien für ein multikonfessionelles und multinationales Land wie Russland nicht geeignet.
Wsewolod Tschaplin, Sprecher des Moskauer Patriarchats, vertrat die Meinung, orthodoxe Kirchen und Heiligtümer müssten "von Vertretern der orthodoxen Öffentlichkeit" geschützt werden. Übergriffe auf Kirchen und Geistliche müssten verhindert und, wenn sie passieren, gebührend bestraft werden.