Zentralrat Deutscher Roma erstattet Anzeige gegen "Weltwoche"

Zentralrat Deutscher Roma erstattet Anzeige gegen "Weltwoche"
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat Anzeige gegen die Schweizer Wochenzeitung "Die Weltwoche" erstattet. Wie der Zentralrat am Dienstag in Heidelberg mitteilte, kriminalisiere das Titelbild der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung in volksverhetzender Weise die Volksgruppe der Sinti und Roma.

Die Titelseite der Ausgabe vom 5. April zeigt das Bild eines Roma-Kindes, das mit einer Waffe in der Hand auf den Betrachter zielt, und die Schlagzeile "Die Roma kommen: Raubzüge durch die Schweiz".

Zuvor hatten bereits Einzelpersonen in Österreich, Deutschland und der Schweiz Strafanzeigen gegen die Wochenzeitung gestellt. Die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) hatte am Samstag berichtet, dass der Titel Empörung und heftige Reaktionen ausgelöst habe. Eine Schweizerin habe bereits am 5. April Anzeige erstattet, weil sie die Schweizer Anti-Rassismus-Strafnorm verletzt sah. Auch in Österreich und in Deutschland seien Anzeigen gegen die Wochenzeitung erstattet worden.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma beantragte Maßnahmen zum Stopp des Vertriebs der Ausgabe der "Weltwoche" in Deutschland. Der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose, schrieb, durch die hervorgehobene ethnische Kennzeichnung von unbekannten Beschuldigten würden "rassistische Stereotypen im Stile der nationalsozialistischen Zuschreibungen gegenüber der Minderheit befördert". Es werde der Eindruck von "abstammungsbedingter Kriminalität" erzeugt, Sinti und Roma würden öffentlich unter Generalverdacht gestellt.

Die Schweizer Jungen Grünen bezeichneten das Titelbild in einem Brief an "Weltwoche"-Chefredakteur Roger Köppel als "völlig daneben", berichtete die NZZ. Mit dem Bild solle suggeriert werden, dass "alle Romas kriminell und asozial" seien. Auch der Schweizer Medienrechtsexperte Peter Studer verurteilte das Bild als "unerhört". Es trage "rassistische Züge". Der stellvertretende Chefredakteur der "Weltwoche" Philipp Gut, teilte der NZZ mit, er könne die Empörung über das Bild nicht nachvollziehen. Die Aufnahme symbolisiere "den Umstand, dass Roma-Banden ihre Kinder für kriminelle Zwecke missbrauchen".

Das Foto stammt nach Angaben der NZZ von dem italienischen Fotografen Livio Mancini. Es sei im Jahr 2008 auf einer Mülldeponie am Rande der kosovarischen Stadt Gjakova aufgenommen worden, wo Roma-Familien leben. Die Kinder nutzten die giftige Abfallhalde als Spielplatz.