Problem für muslimische Sportler: Olympia im Ramadan

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Ein muslimischer Mann bereitet das Essen für das Fastenbrechen vor: Nach Sonnenuntergang darf es verzehrt werden (Foto aus dem London Muslim Centre, 2010).
Problem für muslimische Sportler: Olympia im Ramadan
Die Olympischen Spiele stellen muslimische Spitzensportler diesmal vor eine ganz besondere Herausforderung: Der Fastenmonat Ramadan fällt in die Zeit der Wettkämpfe in London.
25.07.2012
epd
Christiane Link

Zahlreiche muslimische Sportler müssen dann eine Lösung finden, wie sie mit dem Fasten umgehen. Nach muslimischen Glauben ist ihnen im Ramadan, der in Großbritannien am 21. Juli beginnt, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken erlaubt.

Einer der muslimischen Athleten ist der Brite Mohamed Sbihi. Er ist der erste praktizierende Muslim in der Geschichte des britischen Ruder-Teams. "Als ich 2003 mit dem Rudern begann, habe ich bekannt gegeben, dass ich während des Ramadan fasten werde", sagte Sbihi der britischen Zeitung "The Guardian". Aber damals lag der Ramadan während der Wintermonate, in denen beim Rudersport weniger trainiert wird.

Spenden statt Fasten

Erst im vergangenen Jahr hat sich Sbihi entschlossen, nicht mehr zu fasten. "Ruderer müssen mehr als 4.500 Kalorien am Tag verbrennen, wenn sie trainieren", erklärte er. Da der Ramadan, der durch das Kalenderjahr wandert, 2011 im Sommer lag, war ihm schnell klar, dass er nicht mehr fasten konnte. "Ich wusste nur nicht, wie ich das mit meinem Glauben vereinbaren sollte." Das Fasten gehört wie das Glaubensbekenntnis, die täglichen Gebete, die Armensteuer und die Pilgerfahrt nach Mekka zu den fünf Säulen des Islam.

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Eine Lösung fand Sbihi schließlich im Koran: "Im Koran steht: Für jeden Tag, an dem du dein Fasten bewusst brichst, musst du 30 weitere Tage fasten oder 60 Leute verpflegen", sagte Sbihi. Und so entschied sich der Ruderer, rund 2.000 Pfund (etwa 2.400 Euro) zu spenden, um 1.800 armen Menschen in Marokko Essen zu finanzieren. Er bedauere zwar, nicht fasten zu können, sagt er. Aber er wolle die einmalige Gelegenheit, bei den Olympischen Spielen eine Medaille zu holen, nicht verpassen.

So sehen das auch Sportler aus anderen Ländern: Der palästinensische Läufer Bahaa al-Farra hat eine Genehmigung seines Imam eingeholt, nicht fasten zu müssen. Die aus Katar stammende Sprinterin Noor al-Malki sagte der "New York Times": "Man muss den Ramadan respektieren, aber ich möchte einen neuen nationalen Rekord aufstellen. Wenn das mit dem Ramadan nicht geht, werde ich nicht fasten." Und sogar das Fußballteam der Vereinigten Arabischen Emirate hat von ihrer Regierung eine Ausnahmegenehmigung eingeholt.

Essenspakete für frühmorgens und spätabends

War die Kritik in den muslimischen Gemeinden am Anfang wegen des Datums der Spiele groß, unterstützen viele muslimische Organisationen in Großbritannien inzwischen die Olympischen Spiele, darunter auch der Muslimrat (Muslim Council of Britain). Das ist nicht zuletzt das Verdienst des Londoner Organisationskomitees: Es versucht, möglichst viele Gruppen in die Organisation mit einzubeziehen, um den Bedürfnissen von Sportlern und Besuchern Rechnung tragen zu können.

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Jede Sportstätte hat beispielsweise einen Gebetsraum. Es gibt spezielle Essenspakete, um sich auch noch am späten Abend und am frühen Morgen mit Essen versorgen zu können. Zum ersten Mal wird das Fleisch, das es für die muslimischen Teilnehmer gibt, nach den Standards der European Halal Development Agency kontrolliert. Das arabische Wort "halal" bedeutet "erlaubt" oder "rein": Tiere werden nach dem islamischen Ritus geschlachtet - ohne Betäubung und mit einem Schnitt durch Halsschlagader, Speise- und Luftröhre.

Nicht nur Muslime, sondern auch Christen hatten in der Vergangenheit immer wieder Probleme, ihren Glauben mit dem Zeitplan der Spiele zu vereinbaren: 1924 etwa zog in Paris der Schotte Eric Liddell seine Teilnahme beim 100-Meter-Lauf zurück, weil der Wettkampf an einem Sonntag stattfinden sollte. Für den frommen Christen war ein Lauf an einem Sonntag nicht akzeptabel. Und so trainierte er in den Monaten vor den Olympischen Spielen für den 400-Meter-Lauf, der an einem Werktag ausgetragen wurde. Seine Chancen standen hier viel schlechter. Am Ende lief er aber Weltrekord und wurde Olympiasieger.