TV-Tipp des Tages: "Was du nicht siehst" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Was du nicht siehst" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Was du nicht siehst", 12. Juli, 22.45 Uhr in der ARD
Anton versucht den Freitod seines Vaters zu verarbeiten. Im Urlaub begegnet er einem Pärchen, von dem er nicht weiß, ob es ein Hirngespinst ist - oder wirklich der reine Horror.

Die ersten Einstellungen eines Films sind wie das Vorzeichen in der Musik: Sie bestimmen die Stimmung, mit der man der Handlung folgt. In "Was du nicht siehst", dem Langfilmdebüt des Österreichers Wolfgang Fischer, werfen die ersten Bilder einen Blick in einen gähnenden Abgrund. Am Rand der Klippe steht ein junger Mann. Mehr muss man nicht sehen, um zu ahnen: diese Geschichte wird kein gutes Ende nehmen. Aber wie Fischer seine Chronik einer ankündigten Tragödie erzählt, welche großartigen Motive er findet, wie er die jungen Hauptdarsteller führt: Das ist mehr als bemerkenswert.

Zentrale Figur des Films ist Anton (Ludwig Trepte). Der 17-Jährige leidet immer noch unter dem schon einige Zeit zurückliegenden Freitod seines Vaters. Gemeinsam mit seiner Mutter Luzia (Bibiana Beglau) und ihrem neuen Freund Paul (Andreas Patton) macht Anton Ferien in der Bretagne. Äußerlich wirkt alles ganz normal, aber die Begegnungen mit dem Pärchen in der Nachbarvilla lassen Anton den Urlaub wie ein Traum erscheinen.

Ruhig vom Schlimmsten ausgehen

Genauer gesagt: wie ein Alptraum. Gerade der gleichaltrige David (Frederick Lau) entpuppt sich als Monster. Mehr und mehr entwickeln sich David und seine verführerische Freundin Katja (Alice Dwyer) zur Inkarnation all jener zerstörerischen Kräfte, die unter dem Firnis der Zivilisation lauern. Dabei ist sich Anton am Ende gar nicht mehr sicher, ob die beiden nicht bloß Hirngespinste waren.

Der Reiz des Films liegt im Kontrast zwischen den oft betörend schönen Aufnahmen und den Abgründen, die sie verbergen. Geschickt halten Fischer und Kameramann Martin Gschlacht die Handlung jedoch in der Schwebe, so dass die düsteren Vorahnungen doch voreilig sein könnten; selbst wenn die elegische Musik (Wilhelm Stegmaier) dazu einlädt, ruhig vom Schlimmsten auszugehen. Deshalb wird "Was du nicht siehst" mitunter zum Horrorfilm: weil sich das Grauen im Kopf abspielt.

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Zum Ereignis wird Fischers Debüt aber durch die Darsteller. Gerade Frederick Lau bietet mit seinen jungenhaft harmlosen Gesichtszügen den perfekten Kontrapunkt zu Davids Taten. Alice Dwyer ist ohnehin fast schon prädestiniert für die Rollen geheimnisvoller junger Frauen. Ludwig Trepte schließlich fügt seiner erstaunlichen und bereits vielfach ausgezeichneten Riege zorniger junger Männer eine weitere beunruhigende Facette hinzu.