Auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) widersprach Kauder. Rückendeckung erhielt der Fraktionschef dagegen vom CSU-Innenexperten im Bundestag, Hans-Peter Uhl. Leutheusser-Schnarrenberger sagte der Tageszeitung "Die Welt" (Freitagsausgabe): "Der Islam ist eine der Religionen, die in Deutschland ausgelebt werden." Deshalb gehöre der Islam "natürlich zu Deutschland".
Zentralrat der Muslime kritisiert "Effekthascherei"
Mazyek sagte der "Passauer Neuen Presse" (Freitagsausgabe), die Äußerungen Kauders seien historisch nicht richtig. Hier gehe es um Schlagzeilen und "Effekthascherei", nicht um substanzielle Politik: "Weltoffenheit wird anders buchstabiert."
Der Zentralrats-Vorsitzende befürchtet, dass Kauders Äußerungen "in rechtsextremen Kreisen als Aufmunterung und Bestätigung uminterpretiert werden". Schon jetzt würden viele Moscheegemeinden Alarm schlagen und von zunehmenden Übergriffen und Anschläge berichten. "Die Islamfeindlichkeit in Deutschland ist in den letzten Jahren stark gewachsen."
"Die Leitkultur ist abendländisch, christlich und jüdisch"
Der CSU-Politiker Uhl verteidigt Kauder hingegen. "Die Leitkultur ist abendländisch, christlich und jüdisch", sagte er der "Welt". Einige muslimische Verbandsvertreter wollten einen kulturellen Machtkampf inszenieren und die hiesige Werteordnung umdeuten. "Wenn Verbandsvertreter möchten, dass der Staat etwa bei Zwangsverheiratungen wegschaut, dann ist das ein kultureller Machtkampf", sagte Uhl. Dieser Kampf müsse ausgetragen werden.
Kauder hatte in der "Passauer Neuen Presse" vom Donnerstag der Aussage des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff widersprochen, der Islam sei ein Teil von Deutschland, und gesagt: "Der Islam ist nicht Teil unserer Tradition und Identität in Deutschland und gehört somit nicht zu Deutschland." Aber Muslime gehörten zu Deutschland, sagte Kauder. Die Worte des CDU-Politikers hatten für Diskussionen am Rande der Tagung der Deutschen Islamkonferenz am Donnerstag gesorgt.