Kilic betonte, eine Diskussion über die Beschneidung kleiner Jungen dürfe kein Tabu sein: "Traditionen wandeln sich. Es gibt heute keine religiös begründeten Menschenopfer mehr. Die Beschneidung von Mädchen ist zu Recht verboten." Er appellierte an die Religionsgemeinschaften, sich an der Debatte zu beteiligen, "ob es nicht sinnvoll wäre, bis zur Religionsmündigkeit der Jungen abzuwarten."
Das Landgericht Köln hatte in der vergangenen Woche die Beschneidung eines muslimischen Jungen als Körperverletzung gewertet, weil ein medizinisch nicht notwendiger Eingriff nicht dem Kindeswohl entspreche. Das Recht des Kindes auf Unversehrtheit stehe über dem elterlichen Erziehungsrecht und dem Grundrecht auf Religionsfreiheit. Juden und Muslime, bei denen die Beschneidung von Jungen im Kindesalter üblich ist, kritisierten das Urteil scharf und fordern Rechtssicherheit für ihre religiöse Praxis.