Hilfe für frühere DDR-Heimkinder angelaufen

Hilfe für frühere DDR-Heimkinder angelaufen
Thüringen schließt erste Vereinbarungen für Entschädigung
Ehemalige DDR-Heimkinder bekommen jetzt offiziell Hilfe: In den ostdeutschen Bundesländern haben die Anlauf- und Beratungsstellen für frühere Insassen von DDR-Kinderheimen am Montag ihre Arbeit aufgenommen. In den eigens geschaffenen Einrichtungen in Schwerin, Berlin, Potsdam, Leipzig, Suhl und Magdeburg sollen Betroffene bei der Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte und der Inanspruchnahme von Hilfen aus dem Fonds "DDR-Heimerziehung" unterstützt werden.

Für den bis 2017 befristeten Fonds haben Bund und Länder insgesamt 40 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld soll für Hilfen und Rentenersatzleistungen eingesetzt werden, die Menschen mit anhaltenden Belastungen und Schädigungen aus der Zeit ihres Heimaufenthaltes benötigen. Das Leid, das vielen Kindern und Jugendlichen in den Heimen der DDR angetan worden sei, könne nicht ungeschehen gemacht werden, sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) zum Start des Fonds. Die Unterstützung könne aber helfen, die Folgeschäden zu mildern.

An den "Fonds Heimerziehung in der DDR" können alle Ex-Heimkinder Ansprüche geltend machen, die zwischen der Gründung der DDR und ihrer Auflösung 1990 in einem Heim gelebt haben. Schätzungen zufolge lebten zwischen 1949 und 1990 in der DDR bis zu 600.000 Kinder und Jugendliche in Heimen, Spezialheimen oder Jugendwerkhöfen. Ihr Alltag war ähnlich wie in Heimen im Westen häufig von Zwang und Gewalt geprägt. Die Opfer tragen zumeist schwer an den Folgen oft jahrelanger Misshandlungen.

Hunderte von Anträgen

In Thüringen liegen nach Angaben des Sozialministeriums in Erfurt bereits 1.000 Anfragen vor. Erste Vereinbarungen über Entschädigungsleistungen sollen bereits am Dienstag geschlossen werden. Das Land hatte als erstes ostdeutsches Bundesland einen Arbeitskreis zur Aufarbeitung von Misshandlungen und sexuellen Übergriffen in DDR-Heimen eingesetzt. Angesichts der großen Zahl der bereits vorliegenden Anträge bat die Thüringer Sozialministerin Heike Taubert (SPD) um Geduld bei der Bearbeitung. Generell sei jeweils eine Bearbeitungszeit von vier bis fünf Wochen vorgesehen.

Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern lagen schon zum Start mehrere hundert Anfragen von Betroffenen vor. In Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wurden die Beratungs- und Anlaufstellen bei den jeweiligen Stasi-Landesbeauftragten angesiedelt. Träger der Einrichtungen in Berlin und Sachsen sind Sozialverbände, in Thüringen ist das Landesjugendamt zuständig.

An dem DDR-Heimkinderfonds beteilige sich die ostdeutschen Länder je nach Einwohnerzahl mit unterschiedlichen Summen. So zahlt etwa Sachsen 5,9 Millionen Euro, Thüringen knapp 3,3 Millionen und Brandenburg 3,2 Millionen Euro. Berlin steuert 1,6 Millionen Euro bei, der Bund gibt 20 Millionen Euro.