Es sei wie so oft in der Geschichte: "Die Männer werden gesehen, gehört, gelesen, aber ohne die Frauen im Hintergrund könnten sie gar nicht agieren", sagte Käßmann am Sonntag in einem Festgottesdienst zum "Katharina-Tag", mit dem im sächsischen Torgau an das Wirken von Luthers Ehefrau Katharina von Bora (1499-1552) erinnert wird.
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Gerade die Kirchen in aller Welt lebten davon, dass Frauen sie trügen und den Glauben an die nachwachsende Generation weitergäben, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin Käßmann. In ihrer Predigt forderte sie, dass die Kirche der Reformation sich beständig weiter reformieren müsse. Es habe nach Luther noch ein paar Jahrhunderte gedauert, bis die evangelische Kirche begriffen habe, was Priestertum aller Getauften meine: "Nämlich, dass Frauen auch de facto Pfarrerin und Bischöfin werden können."
Auf dem Programm des "Katharina-Tags" standen am Wochenende Lesungen, Diskussionsrunden, Musik, Straßentheater und Vorträge. Zum zweiten Mal wurde zudem eine "Katharina-Botschafterin" gekürt. Der mit einem Preisgeld von 3.000 Euro verbundene Titel ging an Cathrin Schauer aus Plauen, die sich im Verein "KARO" in der deutsch-tschechischen Grenzregion gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern und Frauen engagiert. Mit der Auszeichnung will die Stadt Torgau in Erinnerung an Katharina von Bora herausragende Verdienste von Frauen ehren.
Einzige Gedenkstätte in Deutschland
Katharina von Bora starb 1552 in Torgau und wurde in der dortigen Marienkirche begraben. Ihre Flucht als 24-Jährige aus einem Nonnenkloster wurde von einem Torgauer Ratsherren organisiert. Danach schloss sie sich der Reformation an, deren Ideen sie bereits vorher studiert hatte. In Torgau gibt es die einzige Katharina-von-Bora-Gedenkstätte Deutschlands. In Vorbereitung auf das 500-jährige Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wird in der Stadt an der Elbe seit 2010 der "Katharina-Tag" gefeiert. Schirmherrin ist die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann.