"Wer wie jedes weltliche Unternehmen agiert, muss auch das weltliche Recht anwenden", forderte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke am Donnerstag anlässlich der Verleihung des Negativpreises "Schwarzes Schaf" an den Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD) in Berlin. Der diakonische Verband nahm den "Preis" nicht an.
Das Schaf aus Styropor und Wolle wurde am Donnerstag von ver.di gemeinsam mit Vertretern diakonischer Mitarbeitervertretungen in der Geschäftsstelle des Verbandes abgegeben. Der VdDD habe sich in "herausragender Weise" für das kirchliche Sonderarbeitsrecht, den sogenannten "Dritten Weg", eingesetzt, lautet die Begründung der Jury.
Viele Kirchen lehnen Tarifverträge mit Gewerkschaften ab
Im Rahmen dieses "Dritten Wegs" zahlten evangelische Sozialeinrichtungen in ausgegliederten Betriebsteilen Niedriglöhne und enthielten den Beschäftigten das Recht auf Streik vor, kritisiert die Gewerkschaft. Zudem handhabten einige Betriebe das kirchliche Arbeitsrecht nach Gutsherrenart. "Wer so agiert, hat sich ein 'schwarzes Schaf' verdient", sagte Paschke. Ver.di wird nach eigenen Angaben in diesem Jahr noch mehr schwarze Schafe an diakonische Verbände und Einrichtungen verleihen.
Der VdDD-Vorsitzende Thomas Oelkers entgegnete, dass diakonische Tarife bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten bieten als die meisten übrigen Tarife in der Sozialbranche. Oelkers warf ver.di vor, "inflationär" deutlich schlechtere Haustarifverträge abzuschließen.
Beim "Dritten Weg" werden Löhne und Gehälter in Kommissionen der Kirchen und ihrer Wohlfahrtsverbände ausgehandelt. Sie sind mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern paritätisch besetzt. Tarifverträge mit Gewerkschaften lehnen fast alle Landeskirchen ab.