Die Karriere des Bankierssohn J.P. Morgan hat, wie es geschichtlich überliefert ist, mit Betrug, Täuschung und Korruption begonnen. Im amerikanischen Bürgerkrieg machte J.P. Morgan sein Geld, indem er alte Gewehre aufkaufte und sie als neue Gewehre deklariert an die Armee teuer zurück verkaufte.
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Doch das alles ist Geschichte. Heute macht die Bank rechtlich einwandfreie Geschäfte. Moralisch allerdings sind ihre Geschäfte damals wie heute bedenklich: Zwei Milliarden Euro hat eine Abteilung der J.P.Morgan-Bank in London 2012 mit Kreditausfallgeschäften verloren. Auch wenn die Geschäfte legal waren, fühlen sich dennoch viele geprellt.
Diesen Unmut gegen die Geschäfte der Banken wollen die Jogger der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beim J.P.Morgan-Lauf mit sich tragen. "Wir sind zwar Mitläufer, aber wir markieren unseren Protest", sagt EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung. Er und die Läufer aus der Evangelischen Kirche und dem Diakonischen Werk in Hessen und Nassau werden T-Shirts mit dem Aufdruck tragen: "Joggupy - wir laufen gegen Zockerei".
Nicht wortlos in der Masse laufen
Die Frankfurter Matthäuskirche liegt auf der Strecke des J.P.-Morgan-Laufs zwischen Hauptbahnhof und Messe. Foto: Nina Flauaus
Mit dem nach ihrem Gründer benannten Lauf schafft es J.P. Morgan seit Jahren, mehr Menschen zu versammeln als die Occupy-Bewegung und sie in ihrem Namen 5,6 Kilometer laufen zu lassen. Die Grundidee des Laufs, laut Bank: Es geht "erst in zweiter Linie um Sport, wichtiger sind Werte, die von den Unternehmen als erstrebenswert betrachtet werden: Team-Geist, Kommunikation, Kollegialität, Fairness und Gesundheit".
Ein Teil des Startgelds geht seit 20 Jahren an einen guten Zweck und die Bank legt jedes Jahr den gleichen Betrag noch einmal drauf. Dieses Jahr geht das Geld an die Stiftung Deutsche Sporthilfe für den Behindertensport; von dem Geld werden verschiedene kleine Projekte in unterschiedlichen Städten unterstützt.
Auch Mitarbeiter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sowie des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau (DWHN) laufen seit vielen Jahren mit. Zu guten Zeiten waren es an die 300 Läufer. Doch dieses Jahr meldeten sich nur 150 Mitarbeiter für den Lauf an. Der Grund, heißt es aus Kirche und Diakonie: Einige Mitarbeiter wollen wegen der Geschäfte der Bank nicht mitlaufen. Und die, die mitlaufen, wollen nicht einfach wortlos in der Masse untergehen.
"Wir laufen mit, weil die Grundidee des Laufs einer 'Zocker-Kultur' diametral entgegensteht", sagt Volker Jung, "wir erheben aber die Forderung: Im weltweiten Finanzsystem muss sich etwas verändern."
"Wir billigen diese Praxis nicht"
Schärfer formuliert es Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des DWHN: der hohe Geld-Verlust der Bank sei ein "erschütterndes wie dramatisches Beispiel für verantwortungsloses Wirtschaften", "wir als Kirche und Diakonie billigen diese Praxis nicht."
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Wolfgang Gern, der auch Sprecher der Nationalen Armutskonferenz ist, will "ein Zeichen setzen gegen den unverantwortlichen Umgang mit dem, was uns anvertraut ist". Es sei "ein menschenverachtendes und mehr als zynisches System", wenn "auf der einen Seite Milliarden-Verluste durch Zockerei entstehen und auf der anderen Seite Menschen in unserer nächsten Nähe nicht wissen, wie sie die Klassenfahrt ihres Kindes oder ihr Essen bezahlen sollen".
Und damit die Botschaft von Diakonie und Kirche nicht auf den Trikots von 150 Läuferinnen und Läufern in der Masse von 70.000 Menschen untergeht, weisen zwei Banner an der Laufstrecke nochmal auf die Kritik hin. An zwei Seiten der Matthäuskirche zwischen Hauptbahnhof und Messe ist auf drei mal zwölf Metern zu lesen: "Joggupy - wir laufen gegen Zockerei".