Damit sei der bislang geltende Konsens christlicher Kirchen, aufgegebene Kirchengebäude nicht an islamische Gemeinschaften zu übergeben, aufgehoben worden.
Der ehemalige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, Walter Klaiber, sprach der Zeitung zufolge davon, dass ihm die Übergabe "nicht ganz leicht gefallen sei". Er wisse um die Sorge manch Alteingesessener angesichts der rückläufigen Zahl der Christen und der steigenden Zahlen der Gläubigen islamischer Glaubensgemeinschaften, erklärte er. Doch Christen bräuchten sich auch angesichts der demografischen Entwicklung nicht ängstlich in ein Bollwerk zurückzuziehen.
Er rate den anderen Kirchen, bei dem Verkauf eines Gotteshauses an eine andere Glaubensgemeinschaft vor allem das Kriterium zu berücksichtigen, ob das Wohlergehen unterschiedslos aller Menschen im Zentrum stehe, sagte Klaiber der Zeitung zufolge. Bei einer "Liebesreligion" wie der alevitischen sei diese Voraussetzung gegeben.
Anders als sunnitische oder schiitische Muslime haben Aleviten keine Moscheen, sondern sogenannte Cem-Häusern. Sie fasten nicht im islamischen Monat Ramadan, sondern zu einer anderen Zeit. Der Koran spielt nur eine untergeordnete Rolle. An das islamische Rechtssystem Scharia fühlen sich Aleviten nicht gebunden. Ob Aleviten Muslime sind oder nicht, ist auch unter Aleviten umstritten. Schätzungen zufolge sollen zehn bis 30 Prozent der Türken Aleviten sein. Darunter sind ethnische Türken und Kurden.