Sonntags ins Konzert in die Kirche? Immer schön, aber ein alter Hut! Dass man seine Mittagspause aber auch in der Kirche bei einer Andacht, einem Konzert oder einem gemeinsamen Essen verbringen kann, ist neu – oder weniger bekannt. Evangelisch.de hat einige Beispiele herausgesucht.
Kleine Musikhappen
Musik zum Lunch? Die gibt es schon seit 1999 in der Kapelle des Frankfurter Flughafens. Unter dem Motto "Die andere Mittagspause" bietet die Evangelische Flughafen-Seelsorge am Frankfurter Flughafen Mittagskonzerte, die vor allem Mitarbeiter des Flughafens, zum Beispiel von Lufthansa oder Fraport, geben: "Viele der Angestellten sind ausgebildete Musiker, die ihren Lebensunterhalt nicht mit der Musik bestreiten können", sagt Pfarrerin Ulrike Johanns. Den Konzerten kommt es zu Gute, die Reihen in der Kapelle sind fast immer voll besetzt. Zum ersten Mal wird die Bundespolizei im Oktober ein Konzert geben. Die Besucher der Konzerte: Angestellte, die in ihrer Mittagspause kommen, um oder auch Reisende auf ihrem Weg zum Flugzeug. Die Mittagskonzerte finden immer am 1. Mittwoch im Monat um 12 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.
Auch in Düsseldorf gibt es in der Mittagspause Musik auf die Ohren. Jeden Mittwoch um 12.30 Uhr gibt es in der Johanneskirche, mitten in der Innenstadt, halbstündige Orgelkonzerte (Eintritt frei). Und wer mag, kann sich sein Mittagsessen mit in die Kirche nehmen oder der Orgelmusik bei einem Milchkaffee aus dem Kirchen-Kaffee lauschen. Mehr Infos gibt es auf den Internetseiten der Johanneskirche.
Auch in Nürnberg und Frankfurt bieten Kirchen Konzerte zum Lunch: In der Lorenzkirche in Nürnberg können Besucher beispielsweise ab dem 10. Juli 2012 immer dienstags und mittwochs um 12.15 Uhr einem Orgelkonzert auf einer der größten europäischen Orgeln lauschen. In Frankfurt in der evangelisch-reformierten Gemeinde gibt es dienstags ab 13 Uhr Orgelmusik am Mittag und die Möglichkeit zum Gespräch.
TIPP: Auf den Seiten "Musik in Kirchen" sind alle Konzerte – egal ob morgens, mittags oder nachts – der Kirchen im Raum Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz aufgelistet.
Abtauchen per Gebet
Wer auch der Seele eine Mittagspause gönnen will, kann das in vielen Kirchen bei einer Mittagsandacht. Zum Beispiel in der St. Jacobi Kirche in Hamburg. Immer dienstags gibt es im Kirchenschiff eine Orgelandacht mit kurzen Musikstücken und kurzen Predigten. Auch in Hamburgs Wahrzeichen Michel kann man montags bis freitags mittags innehalten – von 12.00 Uhr bis 12.15 Uhr gibt es hier eine Andacht mit Orgelmusik.
Jeden Mittag um 12 Uhr kann man die Seele im Berliner Dom baumeln lassen - und zwar zur Mittagsandacht. Da gibt es nicht nur Nahrung für die Seele, sondern auch jede Menge zu schauen. Ebenfalls in Berlin, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächniskirche, findet täglich um 13 Uhr ein Mittagsgottesdienst statt.
Immer werktags um 12 Uhr läutet die Friedensglocke der Frauenkirche in Dresden und lädt dazu ein, in der Hektik des Alltags inne zuhalten und für eine Mittagsandacht in der Kirche für den Frieden und anderes zu beten.
Auch am Frankfurter Flughafen gibt es mittags um 12 Uhr die Möglichkeit abzutauchen – und zwar von der Hektik am Flughafen ins Gebet. Manchmal sind die Andachten sogar zweisprachig, deutsch-englisch oder deutsch-französisch – je nach dem – wen es in die Kapelle verschlägt. Das sind nicht nur Reisende, sondern häufig auch Angestellte des Flughafens, zum Beispiel Mitarbeitern an den Schaltern, die die Ruhe für einen Break nutzen.
TIPP: In fast jeder Großstadt gibt es in einer evangelischen Kirche mittags ein Andachtsangebot. Eine Seite, auf der sich alle Angebote finden lassen, gibt es leider nicht. Viele Gemeinden stellen ihr Angebot jedoch im Netz aus. Einfach mal auf den Seiten der eigenen Gemeinde oder der Landeskirche nachschauen.
Keine Lust zu beten?
Wer keine Lust zu beten hat: Viele Kirchen sind über die Mittagszeit geöffnet und können besichtigt werden - ganz ohne Gebet. Es lohnt sich, einen Blick hineinzuwerfen. Zum Beispiel in die Kartäuserkirche in Köln, die Kirche des ehemaligen Kartäuserklosters in der Kölner Südstadt. Sie ist mittwochs von 13 bis 16 Uhr und freitags von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Die mittelalterliche Reinoldikirche in Dortmund hat täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Die Christuskirche in Mainz ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, freitags von 12 bis 18 Uhr.
TIPP: Mehr Informationen gibt es auf den Seiten der jeweiligen Landeskirchen unter dem Stichwort "Offene Kirchen", zum Beispiel unter Offene Kirchen in Bayern oder Mitteldeutschland.
Nicht nur für Manager
Wer zwischen Dax-Kurven und Meetings Zeit für eine Pause braucht, der kann in Frankfurt immer mittwochs zum "Lunch Break" der Reformierten Gemeinde kommen. Banker, Anwälte und Manager können nicht nur einen Happen essen, sondern auch neue Kontakte knüpfen oder einfach mal den Kopf frei bekommen.
Alle zwei Monate montags treffen sich Mitglieder und Interessierte des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in Frankfurt zum gemeinsamen Mittagsessen und informellen Gedankenaustausch.
Gemeinsames Essen – gegen Hunger und Einsamkeit
Traditionell bietet die evangelische Kirche offene Mittagstische an, vor allem für Bedürftige. Kommen kann aber auch, wer keine Lust hat, alleine zu essen. Solche Mittagstische gibt es zum Beispiel in Köln, Rheydt, Bamberg, Dortmund und vielen anderen Städten und Gemeinden. In der Gemeinde Waldseestraße in Hannover gibt es einmal im Monat ein Mittagessen für alle, die neu in der Gemeinde sind. Allerdings findet das Treffen sonntags um 12 Uhr statt. Und die Gemeinde Oberlenningen in der Landeskirche Württemberg bietet einen ökumenischen Mittagstisch für alle an, die sich einmal bekochen lassen wollen.
