Kirchenhistoriker empfiehlt Papst modernere Verwaltung

Kirchenhistoriker empfiehlt Papst modernere Verwaltung
Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf wirft dem Vatikan ein Herrschaftssystem eines frühneuzeitlichen absolutistischen Staates vor.

Verstärkt seit den 1920er Jahren konzentriere sich die Macht im Vatikan "in einer Art Autokratisierung der Herrschaft" auf den Papst und den Staatssekretär, sagte Wolf am Mittwoch im Südwestrundfunk laut einer Mitteilung des SWR. Wolf riet dem Papst, sich ein Kabinett zuzulegen und sich mit Profis und den Chefs aller Kongregationen zu treffen und ihren Rat einzuholen.

Aus Sicht des Kirchenhistorikers komme für den Job des Kardinalstaatssekretärs nur ein "Profi aus dem Bereich der Diplomatie und der Politik" infrage. In einer moderneren Verwaltung ginge es nicht um die Nähe zum Papst, sondern um die Frage der fachlichen Kompetenz. Verschiedene Medien hatten in den vergangenen Tagen von Verschwörungstheorien und einem Machtkampf im Vatikan berichtet. Am Freitag war der päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele festgenommen worden. Er soll vertrauliche Dokumente an die Öffentlichkeit gegeben haben.

Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat einen Lehrstuhl an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er gilt als Fachmann für die Geschichte des Vatikans. Bereits 1992, sieben Jahre vor der offiziellen Öffnung der Archive, erhielt er Zugang zu den bis dato geheimen vatikanischen Akten. Unter anderem forschte er über die Inquisition und die päpstliche Indexkongregation.