Buenos Aires (epd). Millionen Argentinierinnen und Argentinier haben am Samstag (Ortszeit) Abschied von ihrem verstorbenen Landsmann, Papst Franziskus, genommen. Nach einem von Erzbischof Jorge García Cuerva geleiteten Gedenkgottesdienst in der Kathedrale von Buenos Aires zogen Tausende Bewohner von Armenvierteln und Vorstädten in einer Prozession zur Pfarrkirche der Jungfrau von Caacupé im Süden der argentinischen Hauptstadt.
„Wir werden Unruhe stiften“, sagte Ayelén Paz aus dem Armenviertel 31. Damit bezog sie sich auf einen viel zitierten Ausspruch des Papstes beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro. Damals hatte Franziskus die Jugendlichen aufgefordert, sich aktiv ins Gemeindeleben einzumischen und damit zu einer lebensnahen Kirche beizutragen. „Ich verabschiede mich von einem Papst, der Schwule, Lesben und Transpersonen eingeladen hat, in die Kirche zu kommen“, sagte die Transfrau Marilyn Rodríguez.
Erzbischof García Cuerva erinnerte daran, dass sich das Kirchenoberhaupt, das mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio hieß, immer „um die Armen, die Ausgegrenzten, die von der Gesellschaft Weggeworfenen gekümmert“ hatte. „Geh in den Himmel und stifte von dort aus hier unten Unruhe“, rief er vor den Menschen, die außerhalb der Kathedrale die Messe verfolgten.
Wie einst Franziskus leben die Armenpriester aus den Elendsvierteln im Großraum Buenos Aires die „Volkstheologie“ im Dienste der Armen. Immer wieder sprechen sie sich vehement gegen die Sparpolitik des ultrarechten Präsidenten Javier Milei aus. Milei selbst nahm wie viele Staatschefs aus aller Welt am Trauergottesdienst in Rom teil. Wohl aus Angst vor Protesten hatte er in Argentinien an keiner einzigen Messe für Franziskus teilgenommen.
Am Nachmittag feierten Zehntausende im Stadion des Papst-Vereins San Lorenzo den verstorbenen Pontifex. Vor dem Erstligaspiel gegen Central Rosario applaudierten sie minutenlang, schwenkten weiß-gelbe Vatikanfahnen und brannten ein weiß-gelbes Feuerwerk ab. Der fußballverrückte Jorge Mario Bergoglio war zeit seines Lebens bekennender Fan des Hauptstadtvereins.