Theologin Jahn: Missbrauch muss eine tiefe Erschütterung sein

Theologin Jahn: Missbrauch muss eine tiefe Erschütterung sein
23.04.2025
epd
epd-Gespräch: Stefan Fuhr und Franziska Hein

Hannover (epd). Die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt wird die evangelische Kirche nach Auffassung der Kirchentags-Generalsekretärin Kristin Jahn auch in Zukunft nicht loslassen. „Der Missbrauch muss eine tiefe Erschütterung für uns alle sein“, sagte Jahn dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wie können wir denn noch fröhlich an einen Gott glauben, wenn Menschen genau diese Rede von Gott ausgenutzt haben, um in ihrer totalitären Haltung ihren eigenen Gelüsten zu folgen und den anderen zum Objekt zu machen. Das ist eine Frage, die uns in der Kirche immer begleiten wird.“

Erstmals wird es beim diesjährigen Kirchentag einen Thementag zu Machtmissbrauch in der Kirche geben, Auch Narzissmus in der Kirche sei ein großes Thema, das sich im Programm des Kirchentags widerspiegle, erklärte Jahn. Zu dem Protestantentreffen werden vom 30. April bis 4. Mai Zehntausende Menschen in Hannover erwartet.

Jahn forderte einen Kulturwandel in der Kirche, den sie derzeit noch nicht umfassend erkennen könne. „Ich habe derzeit das Gefühl, wir als leitende Personen in der Kirche schauen sehr stark auf Maßnahmen und Strukturen“, sagte die Theologin. „Wenn wir uns dabei zu sehr davon leiten lassen, dass wir schwierige Situationen vermeiden oder vielleicht sogar den Job verlieren könnten, dann haben wir nicht begriffen, was Menschen bei uns in der Kirche oder beim Kirchentag durch sexualisierte Gewalt verloren haben.“

Man dürfe nicht bei den operativen Fragen einer Aufarbeitungskommission oder der Anerkennungsleistungen für Betroffene sexualisierter Gewalt stehenbleiben. „Es braucht ein wirkliches Verständnis für die Ursachen und einen tiefgreifenden Kulturwandel.“