Bundesregierung gibt weiteres Geld für Islamismus-Forschung

Bundesregierung gibt weiteres Geld für Islamismus-Forschung

Berlin (epd). Der Bund fördert auch in den kommenden Jahren Forschung über die Entwicklung des Islamismus. Dafür werden 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, wie der geschäftsführende Bildungsminister Cem Özdemir (Grüne) am Dienstag in Berlin mitteilte. Das Ministerium veröffentlichte die neue Förderrichtlinie, die definiert, in welchen Bereichen genau geforscht werden soll.

Die neue Richtlinie reagiert den Angaben zufolge auf Erkenntnisse der in den vergangenen Jahren unterstützten Forschung über Ursache und Wirkung von Islamismus in Deutschland und Europa. Demnach radikalisieren sich zunehmend Jüngere, und die Radikalisierung findet vorwiegend im Internet statt. Neue Forschungsvorhaben sollen sich daher insbesondere mit internationalen Einflüssen auf die Radikalisierung und Präventionsmaßnahmen beschäftigen.

Man müsse „sehr am Ball bleiben“, was sich in der islamistischen Szene weltweit tue, sagte der Projektleiter für das Forschungsvorhaben, der Extremismusforscher Julian Junk. Das sei auch eine Herausforderung für die Sicherheitsbehörden. Der Londoner Terrorismusexperte Peter R. Neumann sagte, der Überfall der Hamas auf Israel habe weltweit zu einer „Riesenmobilisierung“ für Islamisten geführt. Er sprach von einer „islamistischen Terrorwelle“. Das Phänomen komme anders als manchmal behauptet zurück, sagte er.

Özdemir betonte, man müsse beim Thema Islamismus „sämtliche Naivität“ ablegen. Islamisten verachteten das Wertefundament der Demokratie. Islamistischer Extremismus sei auch eine Gefahr für Muslime selbst, weil sie unter Generalverdacht gerieten, sagte Özdemir und forderte zu Differenzierung auf. Wer pauschal über Muslime spreche, betreibe das Geschäft der Fundamentalisten. Junk ergänzte mit Blick auf Forschungserkenntnisse, pauschale Vorurteile, Diskriminierung und Ausgrenzung seien eng mit Radikalisierung verbunden.