EKD-Präses Heinrich: Kirche ist besser als ihr Ruf

EKD-Präses Heinrich: Kirche ist besser als ihr Ruf

Hannover (epd). Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, hat mit Blick auf anhaltend hohe Austrittszahlen aus den Kirchen vor Resignation gewarnt. Die Kirche sei besser als ihr Ruf, erklärte Heinrich nach Angaben der EKD vom Dienstag. Ihre Mitglieder leisteten „tagtäglich millionenfach unverzichtbare Beiträge zum gesellschaftlichen Miteinander in Deutschland“. Und sie bewahrten Jahrtausende alte Traditionen, die „uns mehr denn je dabei helfen, aktuelle Krisen und Nöte zu überwinden“.

Die Spaltung zwischen einzelnen Gruppen gehe auch an der Kirche nicht spurlos vorbei, räumte Heinrich ein. Dem einen sei die Kirche zu links, der Nächste wolle überhaupt keine Äußerungen zu politischen Themen und der Übernächste wünsche sich einen noch kräftigeren Einsatz für Geflüchtete. Heinrich: „Polarisierung lässt sich auch in der Kirche nicht einfach wegbeten.“

Dem christlichen Gebet und der Liturgie komme jedoch eine Funktion zu, die anderen Institutionen nicht zur Verfügung stehe, so Heinrich weiter: „Da, wo Dinge wirklich zerbrochen sind, wo Argumente und Diskussionen unmöglich erscheinen, haben wir in liturgischer Sprache, in Gebet und Gesang eine ganz andere Ebene, auf der eine Grundverständigung, eine Gemeinschaft noch bestehen kann.“ Das könne für einige befremdlich klingen, aber das helfe dabei, „den anderen immer noch als Mensch mit seinen eigenen Anliegen und Sorgen wahr- und ernst zu nehmen“. Diese Grundhaltung wünsche sie sich auch für die Gesellschaft insgesamt, sagte die Präses.

Heinrich warb vor ihrer Teilnahme am sogenannten Verständigungsort „Horch Amoal (Hör mal)“ am 3. April im fränkischen Lauf an der Pegnitz dafür, „Kirche auch dann weiter zu unterstützen, wenn sie ihr einmal gegen den Strich geht.“ An dem Talk, an dem neben ihr auch der Theologie- und Philosophie-Professor Ralf Frisch teilnehmen will, werde in offener Runde die Frage diskutiert „Ist das noch meine Kirche?“.