Berlin (epd). Die Hilfsorganisation Handicap International hat die Kürzungen von Entwicklungsprogrammen durch die USA und andere Geber als „unlogisch und sehr kurzsichtig“ kritisiert. „Es gab in den vergangenen Jahrzehnten so große Fortschritte und jetzt sehen wir, wie die einfach den Bach runtergehen“, sagte die stellvertretende Direktorin von Handicap International, Blandine Bouniol, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Situation habe sich zuletzt ohnehin verschärft, sagte Bouniol. „Ungleichheiten werden größer, extreme Armut nimmt zu. Die Zahl der Konflikte wächst, die Folgen des Klimawandels sind verheerend.“
Die Kürzungen in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit bedeuteten „sehr schwierige Priorisierungsentscheidungen“, sagte Bouniol, deren Organisation sich vor allem auf Menschen mit Behinderungen konzentriert. „Wir fürchten einfach, dass die Themen Inklusion und Teilhabe auf die Streichlisten kommen. Sie waren nie ganz oben auf der Tagesordnung und nun könnten sie noch weiter nach unten rutschen.“
Die Entscheidung der US-Regierung, alle Hilfsprogramme im Ausland auszusetzen, beschrieb Bouniol als „brutal“ und sehr plötzlich. Allein Handicap International habe deswegen etwa 20 Projekte beenden müssen, von der Landminen-Räumung bis hin zur inklusiven Bildung.
„Wir haben ausgerechnet, dass davon etwa 200.000 Menschen direkt betroffen sind“, sagte Bouniol. Indirekt seien es weitaus mehr. „Außerdem mussten wir mehrere hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen. Und da könnte noch mehr kommen.“
Als Beispiel für die Streichungen nannte Bouniol ein Projekt in Jordanien mit Freiwilligen, die Kinder mit Behinderungen beim Schulbesuch unterstützen. „Jetzt mussten wir 75 Freiwillige entlassen und 165 Kinder können nicht mehr in die Schule gehen“, berichtete sie. „Ebenfalls in Jordanien mussten wir Reha-Angebote einstellen, die von 368 Menschen genutzt wurden.“ Für die Betroffenen sei das „furchtbar, die sind richtig unter Schock“.
Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat internationale Hilfsprogramme weitgehend eingestellt. Die Entwicklungsbehörde USAID soll aufgelöst werden.