Starkregengefahr auf Online-Karten metergenau ablesbar

Starkregengefahr auf Online-Karten metergenau ablesbar

Frankfurt a.M. (epd). Die zuständige Bundesbehörde will Gefahren durch Starkregen und Überschwemmungen deutlich besser vorbeugen: Die online abrufbare „Hinweiskarte Starkregengefahren“ liefere für zwölf Bundesländer quadratmetergenaue Überflutungsszenarien, sagte der Präsident des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie (BKG), Paul Becker, am Dienstag in Frankfurt am Main. Ablesbar seien etwa modellierte Überflutungshöhen und Fließgeschwindigkeiten auf einzelnen Straßen oder um einzelne Häuserblocks. Die Erstellung der Karten für die noch ausstehenden Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Saarland hat den Angaben zufolge begonnen.

Zwischen 2001 und 2023 habe es in Deutschland mehr als 26.000 Starkregen-Ereignisse gegeben, erklärte Abteilungsleiter Martin Lenk. Die Ereignisse nähmen mit der Klimaerwärmung zu. Es könne zu regionalen Starkregenereignissen mit enormen Niederschlagsmengen kommen. Schon ab einer Überflutungstiefe von nur 20 bis 30 Zentimetern könne Wasser in Verbindung mit starker Strömung lebensbedrohlich sein, weil Menschen sich in vielen Fällen nicht mehr auf den Beinen halten könnten.

Die Hinweiskarten könnten Behörden dienen, präzise Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser zu ergreifen. Im Katastrophenfall könnten sie im Zusammenspiel mit aktuellen Wetterdaten Einsatzkräften wichtige Hinweise auf Risikozonen oder voraussichtlich überflutete Verkehrswege geben.

Das Bundesamt habe darüber hinaus einen präzisen Positionierungsdienst geschaffen, sagte BKG-Präsident Becker. Das neue und kostenlose System Gepos (German Satellite Positioning Service) verbinde die Positionsdaten von Navigationssatelliten mit den Daten von Bodenstationen, um die Eigenschaften der Atmosphäre berücksichtigen zu können. Gepos ermögliche damit eine zentimetergenaue Navigation, etwa für die Steuerung autonomer Fahrzeuge oder die Ortsbestimmung von Drohnen in Echtzeit. Im Fall von Hochwasserkatastrophen könnten Geländeaufnahmen von Drohnen exakt bestimmt und mobile Hochwasserpegel eingemessen werden.

Die Daten von Gepos würden für ganz Deutschland über das Internet und das Digitalradio DAB+ verbreitet, erklärte BKG-Abteilungsleiter Johannes Bouman. Wenn im Katastrophenfall wie bei der Flut im Ahrtal 2021 das mobile Internet ausfalle, könnten die Daten noch über das Digitalradio empfangen werden. Seit Jahresbeginn arbeite Gepos in einer ersten Betriebsphase und werde innerhalb der nächsten zwei Jahre voll ausgebaut.