Bielefeld (epd). Die Theologin Adelheid Ruck-Schröder will im Fall ihrer Wahl zur neuen westfälischen Präses den Umbau der viertgrößten deutschen Landeskirche aktiv begleiten. „Vor allem müssen wir unser Mindset grundlegend ändern“, sagte die Hildesheimer Regionalbischöfin dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Weniger als 50 Prozent der Menschen gehören einer der beiden großen Kirchen an, wir sind keine Volkskirche mehr.“ Deshalb seien Sparmaßnahmen und effizientere Strukturen nötig.
Die Evangelische Kirche von Westfalen entscheidet am Samstag auf einer Sondersynode über die Nachfolge der im November 2023 zurückgetretenen früheren Präses Annette Kurschus. Ruck-Schröder ist die einzige Kandidatin für das theologische Leitungsamt. Die 58-Jährige ist derzeit Regionalbischöfin im Sprengel Hildesheim-Göttingen der hannoverschen Landeskirche.
Die Gestalt der Kirche werde sich stark verändern, sagte Ruck-Schröder. Eine flächendeckende Versorgung mit genauso viel Personal wie heute werde es nicht mehr geben. Die Herausforderung sei, trotzdem „präsent und anschlussfähig“ zu bleiben und die Kommunikation des Evangeliums in neuen, zeitgemäßen Formen zu gestalten. Statt gleicher Ausstattung überall werde es in zehn Jahren vermutlich eine stärkere Profilierung von Kirchengemeinden und „mehr Inseln des Gelingens geben, exemplarische Orte kirchlichen Lebens“.
In der Gesellschaft könne auch eine kleinere Kirche „als signifikante Größe eine klare Stimme“ sein, sagte Ruck-Schröder. „Wir bleiben Kirche auf gutem Grund und mit gleich großem Auftrag.“ Die Theologin warb für mehr „Beteiligungskirche“: Nach jahrzehntelanger Fixierung aufs Pfarramt müsse stärker interprofessionell gedacht und auch das Ehrenamt beteiligt werden. Der Pfarrberuf werde aber weiter gebraucht, „weil er durch das Theologiestudium Zugang zu Quellen schafft, die wir für die heutige Zeit übersetzen müssen“.
Für einen Ausstieg aus der Verbeamtung von Pfarrpersonen zeigte sich Ruck-Schröder offen, das sollte aber auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) geklärt werden. Ziel müsse sein, ein attraktives Berufsbild zu bieten, aber keine Verpflichtungen einzugehen, die nicht erfüllt werden können. „Am Beamtenstatus hängt nicht die Seligkeit, dieses Modell ist weltweit einzigartig und letztlich zweitrangig.“
Im Blick auf sexualisierte Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie hob Ruck-Schröder die Bedeutung von Beteiligungsforen hervor. Die Kirche müsse „hören, wahrnehmen und aushalten“, was Betroffene berichten, und könne dann gemeinsam mit Betroffenen Standards für Aufarbeitung, Prävention und Anerkennungsleistungen erarbeiten.