Gütersloh (epd). Politische Unsicherheit bremst laut einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung in vielen Unternehmen das Engagement für mehr Nachhaltigkeit aus. 71,4 Prozent der befragten Verantwortlichen in der Realwirtschaft erklärten, dass Unsicherheit im Blick auf politische Vorgaben und Regeln ein zumindest teilweise relevantes Hemmnis bei der Transformation sei, wie die Stiftung am Mittwoch in Gütersloh mitteilte. In der Finanzwirtschaft sagten dies sogar fast 80 Prozent der Befragten.
Auf der anderen Seite sähen viele in der Wirtschaft Verantwortliche die Politik auch als Treiber der Transformation - bei den Banken rund 70 Prozent, in der Realwirtschaft 62 Prozent, hieß es. Wichtigster Ansporn für wachsende Nachhaltigkeit sind demnach die künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - sie wurden von fast 74 Prozent der Firmen genannt; rund 61 Prozent der Befragten bezeichneten allgemein die Jugend als Treiber.
Realwirtschaft ist der Wirtschaftssektor, der sich mit Produktion, Vertrieb und Konsum von Gütern und Dienstleistungen befasst. Hier stagniere die Transformation in vielen Bereichen, ergab die Befragung. Nur 13 Prozent der Firmen, die im Vorjahr angaben, konkrete Klimaziele aufstellen zu wollen, hätten diese Pläne auch umgesetzt. 77 Prozent taten dies nicht, und ein Zehntel habe ihre Nachhaltigkeitsziele sogar ganz aufgegeben.
Als „Lichtblick“ nannte die Studie, dass immer mehr Unternehmen eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung besitzen. In der Realwirtschaft sei deren Anteil um 15 Prozentpunkte auf 51 Prozent gestiegen. Fortschritte gebe es auch bei der Erhebung von CO2-Emissionen. Fast 60 Prozent der befragten Firmen erfassen demnach ihren Kohlendioxidausstoß entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
An der Online-Befragung für den diesjährigen Sustainable Transformation Monitor beteiligten sich nach Angaben der Bertelsmann Stiftung zwischen September und November 592 Unternehmen, davon 422 aus der Realwirtschaft. Die zum dritten Mal durchgeführte Studie entstand in Kooperation mit der Mercator Stiftung, der Universität Hamburg und der Peer School for Sustainable Development.