Denkmal soll an Wehrmachts-Deserteur Baumann erinnern

Denkmal soll an Wehrmachts-Deserteur Baumann erinnern

Bremen, Hamburg (epd). In Hamburg soll ein Denkmal an den Wehrmachts-Deserteur Ludwig Baumann (1921-2018) erinnern. Die Hamburger Bezirksversammlung Wandsbek beschloss, im Neubaugebiet Jenfelder Au, einem ehemaligen Kasernenareal, einen Park nach ihm zu benennen, wie die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz in Bremen mitteilte. Am Rande des Parks solle das Denkmal für Ludwig Baumann stehen. Es könne allerdings nur realisiert werden, wenn die Finanzierung durch Spenden ermöglicht werde.

Die Kosten belaufen sich laut Bundesvereinigung auf etwa 30.000 Euro. Durch erste Spenden sei bereits etwa ein Drittel gedeckt. Das Denkmal solle unter anderem daran erinnern, dass Einspruch und Widerspruch gegen Krieg eine bleibende Aufgabe seien.

Baumann lebte lange in Bremen und starb im Juli 2018 im Alter von 96 Jahren. Mit einem Freund desertierte der gebürtige Hamburger 1942 als Marinegefreiter im französischen Bordeaux. Er wurde gefasst, gefoltert und verurteilt. Zehn Monate verbrachte er in einer Todeszelle. Dann wurde das Urteil nach einer Intervention seines einflussreichen Vaters in eine zwölfjährige Zuchthausstrafe umgewandelt. Er kam ins Konzentrationslager, ins Wehrmachtsgefängnis Torgau und ins Strafbataillon.

Von der NS-Militärjustiz wurden rund 30.000 Deserteure, Verweigerer und „Kriegsverräter“ zum Tode verurteilt und etwa 20.000 hingerichtet. Im Nachkriegsdeutschland galten Wehrmachts-Deserteure wie Baumann lange als Feiglinge und „Vaterlandsverräter“.

Mit den Worten „ich wollte doch nur leben“ hatte Baumann seine Desertion begründet. Nach dem Krieg war er Mitbegründer der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz. Wehrmachts-Deserteure und „Kriegsverräter“ hat der Deutsche Bundestag bis 2009 in drei Etappen rehabilitiert - maßgeblich vorangetrieben durch Baumann. Unter dem Titel „Die Liebe zum Leben“ zeichnet eine Dokumentation der Bremer Filmemacherin Annette Ortlieb ein Porträt des Friedensaktivisten.