Menschenrechtler: Angriffe auf Alawiten in Syrien gehen weiter

Menschenrechtler: Angriffe auf Alawiten in Syrien gehen weiter

Göttingen (epd). An der syrischen Mittelmeerküste dauern die Angriffe auf Alawiten nach Angaben von Menschenrechtlern weiter an. „Es gibt weiterhin Aufrufe zur Vernichtung der Minderheit“, sagte der Nahost-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Freitag in Göttingen. Zu Wochenbeginn waren bei Übergriffen der offiziellen syrischen Sicherheitskräfte und wohl auch islamistischer Milizen nach Medienberichten mehr als 1.000 Menschen getötet und teils auf offener Straße hingerichtet worden.

Mehrheitlich handelte es sich bei den Opfern um Alawiten. Diese Minderheit, der auch der im Dezember gestürzte Präsident Bashar al-Assad angehört, macht 10 bis 15 Prozent der syrischen Bevölkerung aus und lebt vor allem in den Küstenprovinzen Tartus und Latakia.

Die ebenfalls in dieser Woche erfolgte Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der neuen islamistischen Führung in Damaskus und der kurdischen Führung der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) bezeichnete Sido als „Manöver, um von den Massakern an den Alawiten abzulenken“. Tatsächlich gingen die Angriffe auf Alawiten im Westen und auf Kurden, Christen und Jesiden im Nordosten Syriens weiter, sagte Sido, der selbst in Nordsyrien geboren wurde

Dass die neuen Machthaber in Syrien mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit „nichts am Hut“ hätten, zeigt nach Angaben des Nahost-Experten zufolge auch der kursierende Entwurf für eine syrische Verfassung. Dieser unterscheide sich kaum von der Verfassung der Assad-Diktatur, bekräftige die Prinzipien der islamischen Scharia und erwähne weder die kurdische noch die aramäische Sprache, die von Millionen Menschen in Syrien gesprochen werde.