Institut: Viele Psychiatrien haben Probleme, Stellen zu besetzen

Institut: Viele Psychiatrien haben Probleme, Stellen zu besetzen

Loccum (epd). Der Großteil der Psychiatrien in Deutschland hat offenbar Probleme, offene Stellen für ärztliches und pflegerisches Personal zu besetzen. Der Mangel an Fachkräften könne zu Einschränkungen beim Leistungsumfang führen, sagte der Gesundheitswissenschaftler Karl Blum vom Vorstand des Deutschen Krankenhausinstituts dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag nach einer Psychiatrie-Tagung der Evangelischen Akademie Loccum.

Aktuell hätten rund 80 Prozent der psychiatrischen Krankenhäuser Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu finden. Bei den psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten seien rund 40 Prozent vom Fachkräftemangel betroffen. Bei den übrigen Berufsgruppen habe jeweils rund die Hälfte der Häuser Probleme, Stellen zu besetzen, konkret bei den Spezial- und Bewegungstherapeuten sowie den Sozialarbeitern und Sozialpädagogen.

Um gegenzusteuern, mahnte Blum insbesondere einen Abbau von Bürokratie an. Dies könne das Personal entlasten und einen längeren Verbleib der Menschen im Beruf begünstigen. Nach einer Umfrage des Instituts wende eine psychiatrische Pflegekraft mit voller Stelle momentan durchschnittlich rund zwei Stunden pro Tag und damit 26 Prozent ihrer täglichen Arbeitszeit für die Dokumentation auf. Bei Ärztinnen und Ärzten sei es sogar rund ein Drittel der Arbeitszeit.

„Rein rechnerisch sind rund 2.600 von 7.900 ärztlichen Vollkräften in den Einrichtungspsychiatrien ausschließlich mit Dokumentation befasst“, erläuterte Blum. „Würde man den Dokumentationsaufwand um eine Stunde pro Tag und Vollkraft reduzieren, stünden rein rechnerisch fast 1.000 Ärzte zusätzlich für patientennahe Tätigkeiten zur Verfügung. In der Pflege wären es rund 11.000 Pflegekräfte zusätzlich.“

Um weitere Fachkräfte zu gewinnen, müssten zudem Aus- und Weiterbildungskapazitäten ausgebaut und Teilzeitstellen reduziert werden, erläuterte Blum. Eine weitere Möglichkeit sei es, die „stille Reserve“ von nicht mehr berufstätigen Fachkräften zu rekrutieren. Auch bessere Arbeitsbedingungen, etwa durch betriebliches Gesundheitsmanagement, und altersgerechtes Arbeiten könnten dabei helfen, Personal zu gewinnen oder zu halten.