Detmold (epd). Ohne staatliche Förderungen für Sanierungen sind laut dem Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) Standorte der bundesweit insgesamt knapp 400 Jugendherbergen bedroht. Als gemeinnütziger Verband, der keine hohen Rücklagen haben dürfe, sei man dringend auf die Unterstützung aus der Politik angewiesen, sagte DJH-Hauptgeschäftsführer Oliver Peters am Dienstag in Detmold.
Allein aus eigenen Mitteln könnten die Sanierungen im energetischen und barrierefreien Bereich nicht umgesetzt werden, erklärte Peters. Es geht laut dem Deutschen Jugendherbergswerk um Investitionen von jährlich rund 30 Millionen Euro in den nächsten acht bis zehn Jahren. Ohne staatliche Unterstützung sei die Folge, „dass Standorte geschlossen werden müssen“, sagte Peters. Das betreffe vor allem Häuser im ländlichen Raum.
Bislang gebe es für die Bereiche der energetischen und barrierefeien Maßnahmen „keine Programme, die uns derzeit in der Fläche weiterhelfen“, betonte der Hauptgeschäftsführer. Erwirtschaftete Einnahmen und Mitgliedsbeiträge könnten investiert werden. Aber ein gemeinnütziger Verband könne keine Eigenanteile von 80 Prozent stemmen. „Wir finden die Energiewende gut und sinnvoll, benötigen hier aber als gemeinnütziger Verband auf jeden Fall Unterstützung“, unterstrich Peters. Er sei jedoch zuversichtlich, „dass wir hier mit der neuen Regierung Lösungen finden werden, damit wir diesen Einsatz auch weiter erbringen können“.
Die Zahl der Übernachtungen in deutschen Jugendherbergen ging im vergangenen Jahr leicht zurück. Mit rund neun Millionen Übernachtungen 2024 waren es bundesweit 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr, sagte Peters auf der Bilanzpressekonferenz. Wegen Sanierungen hätten weniger Häuser als 2023 zur Verfügung gestanden. Auch seien Häuser geschlossen worden, wenn kein kostendeckender Betrieb möglich gewesen sei.
Zudem habe es im Vorjahr noch einen Nachholeffekt wegen der Corona-Pandemie gegeben, erklärte der DJH-Hauptgeschäftsführer. Zugleich würden in diesem Jahr auch wieder komplett neue und moderne Jugendherbergen ihre Türen öffnen, beispielsweise in Marburg und Gotha.
Die stärkste Gästegruppe waren den Angaben zufolge auch im Jahr 2024 die Schulen mit rund 41 Prozent. Danach folgten Familien mit 20 Prozent sowie Wander- und Freizeitgruppen mit 16 Prozent. Die Zahl der Mitglieder hat laut DJH zum Stichtag 31. Dezember 2024 mit 2,38 Millionen Mitgliedern um 16.000 höher gelegen als ein Jahr davor.
In diesem Jahr rückt das Deutsche Jugendherbergswerk das Thema Inklusion in den Blick. Menschen mit Behinderungen seien eine wichtige Gästegruppe, sagte Peters. „Wir wollen allen Menschen das Reisen ermöglichen, ob mit oder ohne Behinderungen.“ In dem Schwerpunktjahr werden spezielle Kurse und Seminare für Mitarbeitende angeboten. Es solle nicht über diese Gästegruppe, sondern mit ihr gesprochen werden, unterstrich Peters. Zudem würden Kooperationen mit Reiseveranstaltern für Menschen mit Behinderungen ausgebaut. Im vergangenen Jahr war das Schwerpunkthema „Internationales“.
Das gemeinnützige Deutsche Jugendherbergswerk betreibt nach eigenen Angaben 392 Jugendherbergen in 14 DJH-Landesverbänden. Für das Jugendherbergswerk arbeiten 5.100 Menschen hauptamtlich und 650 ehrenamtlich.