Frankfurt a.M. (epd). Der Geograf Robert Lütkemeier hat infolge der Klimaveränderungen eine bessere Wasservorsorge gefordert. Wenn die Hitzetage zunähmen und der Niederschlag vermehrt als Starkregen falle, könnte die Wasserversorgung im Sommer kritisch werden, sagte der Leiter des Forschungsfeldes Wasser und Landnutzung des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt am Main dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um Dürren wie zwischen 2018 und 2020 zu begegnen, sollten die rund 6.000 Wasserversorger in Deutschland sich durch Verbundsysteme verknüpfen. In der Vergangenheit hätten bereits in einigen Kommunen im Sommer Tanklaster zur Versorgung der Bürger ausrücken müssen.
Darüber hinaus hätten viele Kommunen bereits eine Satzung zur Nutzung von Regenwasser erlassen, erklärte Lütkemeier. Privatleute oder Unternehmen legten Zisternen an und nutzten Regenwasser für die Toilettenspülung, die gut ein Drittel des Wasserverbrauchs von Privathaushalten ausmache. Dies könnte gefördert werden. Kommunen in Kroatien hätten traditionell Zisternen für die öffentliche Bewässerung geschaffen. Darüber hinaus könnten Kommunen Wasser-Räte einführen, die mit Unternehmen, Landwirten, Naturschützern und Verbänden angemessene Wasserbedarfe aushandelten. Modelle in Sachsen-Anhalt seien erfolgreich gewesen.
Der Wissenschaftler regte ein vernetztes Handeln an. So unterstützten die Stadtwerke München Landwirte im Voralpenland, ökologisch zu wirtschaften, und müssten dafür das von dort bezogene Wasser mit geringerem Aufwand aufbereiten. Im Hessischen Ried hätten sich die Anrainer auf Grenzwerte beim Grundwasserstand geeinigt und reicherten das Grundwasser durch künstliche Versickerung an. Unternehmen könnten Wasser in Kreisläufen reinigen und wiederverwenden. Die Landwirtschaft sollte ineffiziente Beregnungsanlagen durch sparsame Tröpfchenbewässerung ersetzen. Auch die Verbraucher müssten an heißen Tagen nicht das Auto waschen oder den Rasen durch Besprengung grün halten, appellierte der Forscher. Vertrocknetes Gras werde nach Regen wieder von alleine grün.
Langfristig empfahl Lütkemeier, die Fähigkeit von Land und Stadt zu steigern, Wasser speichern zu können. Äcker könnten mehr Regenwasser speichern, wenn sie nicht brach lägen, sondern mit Mulch oder Grünpflanzen bedeckt seien. Städte könnten sich wie das Beispiel Kopenhagen zu „Schwammstädten“ wandeln, indem etwa Parkflächen oder Sportflächen vertieft angelegt und mit einem wasserdurchlässigen Belag versehen würden. Dies diene auch als Puffer gegen Hochwasser bei Starkregen. Die erste nationale Wasserstrategie sei 2023 vom Bundesumweltministerium veröffentlicht und vom Kabinett verabschiedet worden, aber die Priorisierung der Maßnahmen sei noch nicht abgeschlossen. Dann komme es auf die Umsetzung in den Ländern und Kommunen an.