Hamburg (epd). Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich bessere Sturmflut-Prognosen als bisher erstellen. Die Universität Hamburg informierte am Montag, es sei dem Klimamodellierer Daniel Krieger vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Hochschule erstmals möglich, die Häufigkeit und Höhe von Sturmfluten in den nächsten zehn Jahren für bestimmte Küstenorte vorauszusagen. Er nutze dazu Wetterdaten, ein traditionelles Klimarechenmodell und KI. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“ veröffentlicht.
Bisher hätten Klimamodelle lediglich berechnen können, ob in Zukunft mehr Stürme im Bereich der Nordsee entstehen - aber nicht, wie sie sich an einzelnen Orten auswirkten, hieß es. Die Studie zeige am Beispiel Cuxhaven, Esbjerg (Dänemark) und Delfzijl (Niederlande), dass Kriegers Prognosen verlässlich seien. So seien in den zurückliegenden zehn Jahren in Cuxhaven durchschnittlich 11,6 Sturmfluten pro Jahr registriert worden. Das Modell habe für denselben Zeitraum jährlich 12,8 Sturmfluten errechnet, mit einem Toleranzbereich von 1,6 Sturmfluten nach oben und unten.
Krieger sagte, bis 2029 bleibe der Wert mit zwölf Sturmfluten jährlich ähnlich. Anders sehe es bei der Höhe der Fluten aus: „Während die höchste jährliche Sturmflut der letzten zehn Jahre im Schnitt bei 2,5 Metern lag, zeigt unser Modell für die kommenden fünf Jahre im Mittel drei Meter an.“
Das Team um Krieger nutzte den Angaben zufolge für die Analyse die stündlich gemessenen Wasserstände eines Ortes, die seit Jahrzehnten erhoben werden. Mit diesen Werten, Wetterkarten und Luftdruckdaten hätten die Forschenden ein statistisches Modell gefüttert, dessen Algorithmus selbst lernen kann. Das Modell habe dabei nur 80 Prozent der Daten erfahren, den Rest hätten die Forschenden geheim gehalten, um das Modell später zu testen. Anschließend habe das Team Zehn-Jahres-Vorhersagen mit dem KI-Modell verknüpft, um gezielte Prognosen für einen Ort zu erhalten.
Die Universität teilte mit, Kriegers Vorhersagen würden voraussichtlich besonders für die 2030er Jahre interessante Ergebnisse liefern. Derzeit dämpfe eine interne Klimaschwankung noch die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs, diese habe einen Zyklus von rund 35 Jahren. Krieger erwartet, dass sie in einigen Jahren ins Gegenteil ausschlägt. Dies könnte vor Ort zu höheren Sturmfluten führen.