Frankfurt a.M., Port-au-Prince (epd). Kriminelle Banden haben das wichtigste Krankenhaus von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince in Brand gesetzt. Schwer bewaffnete Mitglieder der Gruppierung „Viv Ansanm“ hätten am Donnerstag nach Aussagen von Anwohnern eines der Gebäude der Universitätsklinik angezündet, berichtete das Nachrichtenportal „Haiti Libre“ am Freitag. Mehrere Abteilungen, darunter die für Augenheilkunde und Orthopädie sowie der Operationsbereich und die Apotheke seien zerstört worden. Die Kriminellen hätten zudem alles mitgenommen, was nicht davor bereits geplündert worden war, sagte die Vorsitzende des Betriebsrats, Evelyne Frémont, laut dem Portal.
Das Krankenhaus der staatlichen Universität war seit einem Jahr geschlossen, nachdem Banden es mehrfach verwüstet und geplündert hatten. Davor war es die einzige Anlaufstelle in Port-au-Prince für bestimmte medizinische Behandlungen und Fachrichtungen gewesen. Im Dezember wurde die Klinik beim Versuch der Wiedereröffnung erneut von Banden angegriffen. Laut „Haiti Libre“ wurden dabei vier Menschen getötet und mehrere verletzt. Das haitianische Gesundheitsministerium verurteilte den Brandanschlag von Donnerstag.
Haiti leidet seit Jahren unter einer schweren ökonomischen und politischen Krise. Rund 200 bewaffnete Banden kontrollieren weite Teile des Landes. Besonders die Hauptstadt ist in der Hand der Kriminellen. Vergangenes Jahr wurden in dem Karibikstaat laut Angaben der Vereinten Nationen mindestens 5.601 Menschen durch die Bandengewalt getötet.
Die haitianische Polizei und eine sie unterstützende internationale Polizeimission werden der Lage nicht Herr. Immer wieder wird eine umfassende UN-Militärmission gefordert. Von 2004 bis 2017 gab es bereits einen solchen Einsatz in Haiti. Die Mission ist allerdings höchst umstritten, weil sie dem Land einerseits etwas Stabilität gebracht hat, Soldaten aber auch für zahlreiche Übergriffe gegenüber der Bevölkerung verantwortlich gemacht werden, darunter sexuelle Gewalt gegen Minderjährige.