Damaskus, Genf (epd). Der Stopp der US-Finanzhilfen für humanitäre Unterstützung weltweit könnte laut dem Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, den dringend benötigten Wiederaufbau in Syrien gefährden. Bei einigen lokalen Organisationen seien rund 50 Prozent der Projektfinanzierungen betroffen, sagte Mogge dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Damaskus nach einer Reise durch Syrien.
„Es droht ein Kahlschlag in fast allen Bereichen: Programme, die bei Gewalt gegen Frauen helfen, Nahrungsmittelversorgung für Alte und Kranke, der Wiederaufbau von Trinkwasserversorgung oder der Abwasserentsorgung.“ Dies sei auch als Signal verheerend, denn nach dem Sturz des Assad-Regimes sei den Syrern und Syrerinnen versprochen worden, dass die internationale Gemeinschaft beim Wiederaufbau an ihrer Seite stehe, betonte Mogge.
Im Dezember 2024 hatte eine Rebellenallianz unter Führung der islamistischen Miliz HTS in Syrien den diktatorischen Präsidenten Baschar al-Assad gestürzt. US-Präsident Donald Trump setzte im Januar alle US-Zahlungen für humanitäre Hilfe und Entwicklungsprogramme weltweit aus. Für Donnerstag war in Paris eine internationale Konferenz zum Wiederaufbau Syriens geplant.
Mogge sagte, dass der 2011 begonnene Konflikt in Syrien große Teile der Infrastruktur zerstört habe. In den Städten und Dörfern gebe es häufig keine funktionierende Wasserversorgung, es fehle Elektrizität. Häuser, viele Straßen sowie Schulen seien kaputt. Besonders betroffen sei der landwirtschaftliche Bereich, Bewässerungskanäle seien zerstört, Pumpen und andere Geräte fehlten. Rund drei Millionen Menschen hätten kaum etwas zu essen.
Die Welthungerhilfe unterstütze mehr als 60.000 Menschen beim Wiederaufbau ihrer Existenz. Mit kleinen Starthilfen könnten Empfänger ein Geschäft aufbauen. Es gehe um die Instandsetzung von landwirtschaftlichen Flächen und Bewässerungssystemen oder die Reparatur von Notunterkünften. „Diese Hilfe möchten wir gern ausbauen, denn der Bedarf ist immens“, betonte Mogge. Die Welthungerhilfe habe zwei weitere Büros in Damaskus und Aleppo eröffnet. Vor dem Sturz Assads war die Hilfsorganisation vor allem in nördlichen Regionen Syriens aktiv, die nicht unter der Kontrolle des Regimes standen.