Itzehoe (epd). Der Itzehoer Propst Steffen Paar hat einen anonymen Drohbrief mit AfD-Logo erhalten. Er richtet sich gegen Paars Homosexualität und seine Stellungnahmen zu Klimawandel und Migration. „Wir werden des Volkes Stimme Gehör verschaffen und die Kirche in ihre Schranken weisen“, heißt es in dem Schreiben, das der Partner des evangelischen Theologen, Christoph Paar, auf Facebook und Instagram postete. Die AfD erklärte, das Schreiben stamme nicht von ihr. Die evangelische Nordkirche teilte am Mittwoch mit, dass sie Anzeige erstatte.
Der Absender bezeichnet sich als „Sturmfront Schleswig-Holstein - Patriotischer Untergrund der AfD und Bauernschaft“. Er droht damit, „fundamentale Fehldarstellungen“ des Propstes konsequent zu verfolgen. „Denken Sie immer daran, wir wissen wo Sie wohnen und kennen Ihren Partner“, droht der anonyme Schreiber. Paar solle auf keinen Fall die Polizei oder den Verfassungsschutz einschalten, hieß es.
Der 44 Jahre alte Propst Steffen Paar entgegnete in einer Stellungnahme auf Instagram, er und sein Partner würden sich nicht mundtot machen lassen. Polizei und Verfassungsschutz seien informiert. „Mein Mann und ich sind achtsam. Angst haben wir keine“, schrieb der Propst der Propstei Nord des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf. Der AfD-Bundesgeschäftsführer Hans-Holger Malcomeß habe sich in einer Mail an Paar von dem Schreiben distanziert. Auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) erklärte die Bundesgeschäftsstelle der AfD in Berlin: „Der Brief ist ein Fake und stammt nicht von uns. Wir prüfen juristische Schritte.“
Auch der Bauernverband Schleswig-Holstein distanzierte sich auf epd-Anfrage von dem Brief. „Wir sind für einen fairen und respektvollen Umgang gegenüber allen Menschen und im Wahlkampf“, sagte Pressesprecherin Maike Schwerdtfeger.
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt sagte: „Von Drohungen lassen wir uns nicht entmutigen oder einschüchtern.“ Die Landeskirche stehe fest an der Seite des Propstes und seines Ehemannes. Die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, Nora Steen, sagte, kein Mensch dürfe „aufgrund seines Lebenskonzeptes bedroht, angefeindet und ausgegrenzt werden“.
In einer Stellungnahme des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf heißt es, der Drohbrief mache „fassungslos“. Es sei „eine neue Dimension, wenn einer unserer Geistlichen und damit auch wir als Kirche konkret bedroht und beschimpft werden“.