Berlin (epd). Trotz der jüngsten Temperaturrekorde hält die Klimasonderbeauftragte der Bundesregierung, Jennifer Morgan, das 1,5-Grad-Ziel für erreichbar. „Gescheitert sind wir noch nicht“, sagte Morgan dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei wichtig zu verstehen, dass sich das Ziel auf einen 20-Jahres-Durchschnitt beziehe, nicht auf ein einzelnes Jahr.
„Natürlich ist schon ein Jahr über 1,5 Grad schlimm - wir müssen jetzt versuchen, dass es dabei bleibt“, sagte Morgan. Als sie vor 30 Jahren mit der Klimapolitik angefangen habe, hätte sie nie gedacht, dass die Temperaturen schon 2024 so hoch sein würden, unterstrich die Staatssekretärin im Auswärtigen Amt und rief dazu auf, die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beschleunigen.
Das vergangene Jahr war von einer Serie monatlicher Temperaturrekorde geprägt. Laut Daten des EU-Klimadienstes Copernicus lag die Erderwärmung 2024 dabei erstmals im globalen Jahresdurchschnitt 1,5 Grad Celsius über der vorindustriellen Zeit. In dem Pariser Abkommen hatte sich die Staatengemeinschaft 2015 darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius und möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Schon bei einem dauerhaften Überschreiten der 1,5-Grad-Schwelle drohen Einschnitte im Klimasystem, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Auch Extremwetterereignisse wie starke Regenfälle oder lange anhaltende Dürren würden zunehmen.
Mit Blick auf die Klimapolitik des US-Präsidenten Donald Trump sprach Morgan von einem Hindernis - „aber es ist ein überwindbares, für uns bedeutet das keine Kehrtwende“. Sie rechne nach dem erneuten US-Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen auch nicht mit weiteren Austritten. „Die Länder wissen, dass die Energiewende für sie vorteilhaft ist“, sagte sie. Sie erlebten zudem selbst die Auswirkungen der Klimakrise. Man sei in einer besseren Ausgangslage als während der ersten Amtszeit Trumps: „Es gibt eine große wirtschaftliche Dynamik für den Ausbau erneuerbarer Energien, viele Länder sehen darin eine Chance.“
Bereits während seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) hatte der Republikaner Trump die USA aus dem Pariser Abkommen geführt. Sie waren unter seinem Nachfolger, dem Demokraten Joe Biden, wieder beigetreten. Die gebürtige US-Amerikanerin Morgan war vor ihrem Wechsel ins Auswärtige Amt vor rund drei Jahren Geschäftsführerin von Greenpeace International.