Frankfurt a.M. (epd). Amnesty International hat das Leid von Kindern durch die Bandengewalt in Haiti angeprangert. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht dokumentiert die Menschenrechtsorganisation die Vergewaltigung mehrerer Mädchen durch Gangmitglieder sowie die Zwangsrekrutierung von Kindern.
Die Gangs hätten großes Elend in Haiti verursacht, erklärte Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard. „Sie bedrohen, schlagen, vergewaltigen und töten Kinder.“
In dem Report untersucht Amnesty den Angaben zufolge die Folgen der Bandengewalt für Kinder in der Hauptstadt Port-au-Prince sowie angrenzenden Gebieten. Für die Analyse wurden demnach 112 Personen interviewt, darunter Kinder, Beamte sowie Mitarbeitende von UN-Organisationen und Hilfswerken.
Mehr als eine Million Kinder lebten schätzungsweise in Gegenden, die von Banden kontrolliert werden oder in denen sie einen großen Einfluss haben, hieß es. Konkret werden in dem Bericht unter anderem die Fälle von 18 Mädchen dokumentiert, die von Gangmitgliedern vergewaltigt oder einer anderen Form sexualisierter Gewalt ausgesetzt wurden.
Amnesty kritisierte auch die Rekrutierung von Minderjährigen durch die Gangs. Von der Menschenrechtsorganisation befragte Jungen und Mädchen hätten von verschiedenen Tätigkeiten berichtet, die sie für die Banden ausgeführt hätten, darunter die Beobachtung von rivalisierenden Gangs und der Polizei. Die 14 befragten Kinder hätten angegeben, aus Angst oder Hunger gehandelt zu haben.
Haiti leidet seit Jahren unter einer schweren ökonomischen und politischen Krise. Bewaffnete Banden kontrollieren weite Teile der Hauptstadt. Vergangenes Jahr wurden in dem Karibikstaat laut Angaben der Vereinten Nationen mindestens 5.601 Menschen durch die Bandengewalt getötet.