Bonn (epd). Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz sorgt sich um die Lage der christlichen Minderheit im Irak. Das Christentum dort drohe auszubluten, sagte Bentz laut Mitteilung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Freitag in Bonn. Es brauche dringend Bleibeperspektiven für die christliche Minderheit.
Besonders für junge Menschen sei es schwierig, eine Zukunft in ihrem Heimatland zu erkennen. „Das gilt vor allem so lange, wie Christen in der Gesellschaft nicht die gleichen Rechte haben, die ihnen auf Grundlage der Verfassung zustehen“, sagte Bentz, der am Donnerstagabend von einer Reise in den Irak zurückgekehrt war.
Im Irak, wo etwa 98 Prozent der Bevölkerung Muslime sind, gibt es seit etwa 2.000 Jahren christliche Gemeinden. Aufgrund der Christenverfolgung durch die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS), die als besiegt gilt, ist ihre Zahl im Irak von geschätzten 1,4 Millionen im Jahr 2003 auf etwa 250.000 zurückgegangen.
Erzbischof Bentz informierte sich während der Reise auch über das Schicksal der Glaubensgemeinschaft der Jesiden. Das Schicksal vieler Jesiden und vor allem Jesidinnen sei nach wie vor ungeklärt. „Noch immer sind viele von ihnen verschleppt, versklavt und vor allem traumatisiert“, sagte der Erzbischof. Viele Jesiden könnten immer noch nicht in ihre Heimatregion zurückkehren. Es sei ein Skandal, dass es noch immer Flüchtlingslager im Irak gibt. Die internationale Staatengemeinschaft müsse dringend neue Aktivitäten an den Tag legen, forderte Bentz.
2014 hatten IS-Kämpfer die Sindschar-Region im Nordirak überfallen. Tausende Angehörige der dort beheimateten jesidischen Gemeinschaft wurden verschleppt oder getötet. Immer noch werden nach Angaben von Amnesty International schätzungsweise 2.600 Menschen vermisst. Der Bundestag erkannte die Gewalttaten des IS 2023 als Völkermord an. Eine Rückkehr der Jesiden aus den Flüchtlingslagern in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak oder aus dem Exil ist wegen mangelnder Sicherheit bisher nicht möglich. Rund 1,2 Millionen Menschen, darunter viele Jesiden, leben nach Angaben der Bundesregierung als Binnenvertriebene im Irak.