Nairobi, Goma (epd). Nach Kämpfen mit Hunderten Toten hat die von M23 angeführte Rebellenallianz im Ostkongo eine einseitige Waffenruhe angekündigt. Die humanitäre Feuerpause sollte ab Dienstag gelten, wie die Koalition „Alliance Fleuve Congo“ (AFC) am späten Montagabend auf der Internetplattform X mitteilte. Vertreter der Vereinten Nationen riefen dazu auf, den Flughafen der Millionenstadt Goma wieder in Betrieb zu nehmen.
Der Flughafen sei entscheidend für die humanitäre Hilfe, erklärte der dafür zuständige UN-Koordinator in der Demokratischen Republik Kongo, Bruno Lemarquis. Nach intensiven Kämpfen sei Goma mit einem humanitären Notstand konfrontiert. Die vielen Verletzten benötigten dringend Hilfe und die medizinische Infrastruktur sei überlastet, unterstrich Lemarquis.
Vor rund einer Woche hatten die M23-Rebellen im Zuge ihrer jüngsten Offensive mit Unterstützung Ruandas die Provinzhauptstadt Goma eingenommen. Die kongolesische Regierung äußerte sich zunächst nicht zu der Waffenruhe. Die Rebellen hatten in ihrer Erklärung unterstrichen, sich bei Angriffen auf ihre Positionen zu verteidigen.
Im Ostkongo kämpfen Milizen und die Armee seit Jahrzehnten um die Macht. Dabei geht es auch um die Kontrolle über die reichhaltigen Bodenschätze wie Coltan oder Gold. In der „Alliance Fleuve Congo“ haben sich mehrere politische Parteien und bewaffnete Rebellengruppen zusammengeschlossen. Ihr größtes Mitglied ist M23. Mehr als 900 Menschen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen in den vergangenen zehn Tagen getötet, Tausende weitere verletzt. Laut einem Bericht des nationalen Senders RTNC bezifferte der kongolesische Regierungssprecher Patrick Muyaya die Zahl der Leichen, die in Goma begraben werden müssen, auf mehr als 2.000.
Der kongolesische Arzt und Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege rief die internationale Gemeinschaft zu einer härteren Linie gegenüber Ruanda auf. Ruanda müsse davon abgehalten werden, die Rebellen finanziell und personell zu unterstützen, zum Beispiel durch einen Stopp von Entwicklungsgeldern, heißt es in einer am Dienstag auf X verbreiteten Erklärung. Mukwege wurde 2018 für sein Engagement für Überlebende sexualisierter Gewalt im Ostkongo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die von ihm gegründete Klinik, in der Opfer sexualisierter Gewalt behandelt werden, liegt in Bukavu.
Bisherige Versuche, den Konflikt im Ostkongo durch Gespräche zu beenden, waren gescheitert. Für Ende der Woche ist ein neuer Anlauf für eine diplomatische Lösung geplant. Die Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) und die Ostafrikanische Staatengemeinschaft (EAC) richten am Freitag und Samstag einen Sondergipfel in der tansanischen Metropole Daressalam aus. Daran sollen nach Angaben der kenianischen Regierung sowohl der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi als auch Ruandas Staatschef Paul Kagame teilnehmen.