Eltern beklagen fehlende Kinderbetreuung in Kitas und Schulen

Eltern beklagen fehlende Kinderbetreuung in Kitas und Schulen

Düsseldorf (epd). Eine deutliche Mehrheit der Eltern, die ihre Kinder in Kitas oder Ganztagsschulen untergebracht haben, berichtet laut einer Untersuchung über Schließungen oder verkürzte Betreuungszeiten in den Einrichtungen. 59 Prozent von ihnen waren demnach im vergangenen Herbst mit Kürzungen der Betreuungszeiten oder sogar zeitweiligen Schließungen der Einrichtungen konfrontiert, wie eine repräsentative Erwerbspersonenbefragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergab, die am Mittwoch in Düsseldorf vorgelegt wurde.

Für die sogenannte Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung wurden den Angaben zufolge im Dezember 2024 von dem auf Marketingdaten spezialisierten Unternehmen Kantar Deutschland insgesamt mehr als 7.500 erwerbstätige und Arbeit suchende Personen online befragt. Rund 1.000 Personen mit Kindern in Betreuungseinrichtungen erhielten Fragen zur Stabilität der Betreuung.

29 Prozent der befragten Eltern monierten dabei zwei oder mehr ausgefallene Betreuungstage innerhalb von drei Monaten, knapp vier Prozent sogar von mehr als zehn Tagen. Ein erheblicher Teil der Betroffenen, vor allem Mütter, musste die Arbeitszeit reduzieren, um die Betreuungslücke zu schließen.

„Die Mehrheit der befragten Eltern berichtet von unzuverlässiger Betreuung“, erklärte die wissenschaftliche Direktorin des WSI, Bettina Kohlrausch. Der Staat sei gefordert, die Betreuungsangebote auszubauen sowie die Qualität und Zuverlässigkeit der bestehenden Angebote sicherzustellen. „Ganz offensichtlich ist schon die personelle Ausstattung der bereits existierenden Angebote nicht ausreichend“, betonte Kohlrausch, die die Befragung mit den WSI-Forschern Andreas Hövermann und Helge Emmler ausgewertet hat.

32 Prozent der Betroffenen gaben an, dass ihre Arbeitssituation von „starken“ oder „äußersten“ Belastungen geprägt sei. Dabei sind erwerbstätige Mütter noch deutlich stärker eingespannt als Väter: So gaben 64 Prozent der betroffenen Männer, die in heterosexuellen Partnerschaften leben, an, ihre Partnerin sei eingesprungen, um die Betreuungslücke zu schließen. Unter den Frauen sagten das 48 Prozent über ihren Partner. 48 Prozent der betroffenen Mütter und 43 Prozent der Väter mussten während der Schließung oder Kürzung der Betreuungszeit Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen.

33 Prozent der Väter und 40 Prozent der Mütter mussten zeitweilig ihre Arbeitszeit reduzieren. Dieses Ungleichgewicht bei der Betreuung könne die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt vertiefen, so die Soziologin Kohlrausch.