Weimar (epd). In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar ist an die Opfer des Holocaust erinnert worden. Vertreter von Landesregierung und Landtag legten am Holocaust-Gedenktag Kränze für die Verfolgten des NS-Regimes nieder. Der Direktor der Gedenkstätte, Jens-Christian Wagner, mahnte, dass sich die Ehrung der Toten nicht allein auf Gedenktage beschränken dürfe, sondern jeden Tag in der Erinnerung gehalten werden müsse.
Wagner erinnerte daran, dass der 27. Januar als Holocaust-Gedenktag ein symbolisch gewähltes Datum sei. Der NS-Terror sei mit der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee vor 80 Jahren dort vorbei gewesen. Doch das Leiden der kurz zuvor von Polen nach Thüringen deportierten Gefangenen habe sich in Mitteldeutschland fortgesetzt. So sei am 26. Januar 1945 ein erster Gefangenenzug aus Auschwitz im KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen angekommen und wenig später auch in Buchenwald.
Wagner richtete zudem die „dringliche Bitte“ an die Abgeordneten des Thüringer Landtags, in der Sitzung am Donnerstag von der Wahl des unter Extremismus-Verdacht stehenden AfD-Abgeordneten Jörg Prophet zum Vizepräsidenten des Parlaments abzusehen. Der Gedenkstättendirektor sagte, „eine solche Wahl wäre für die Überlebenden des Holocaust und ihrer Angehörigen unerträglich“. Prophet sei als Geschichtsrevisionist untragbar.
Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) hat unterdessen die AfD-Landtagsfraktion dazu aufgerufen, einen anderen Wahlvorschlag zu unterbreiten. Das Angebot, niemanden im Parlament auszugrenzen, bestehe weiterhin fort, sagte Voigt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zu einem konstruktiven Miteinander im Landtag gehöre aber auch, kompromissfähige Vorschläge zu unterbreiten. „Ein Landtags-Vizepräsident Jörg Prophet geht nicht“, sagte der Thüringer Regierungschef.
Das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Insgesamt waren in diesem Zeitraum etwa 277.800 Menschen aus 50 Ländern im Haupt- und dessen Nebenlager inhaftiert. Geschätzt 56.000 Gefangene wurden ermordet oder starben an Erschöpfung oder Unterernährung.
Im Konzentrationslager Mittelbau-Dora starben geschätzt 20.000 der zwischen 1943 und Kriegsende gefangen gehaltenen 60.000 Häftlinge. Das diesjährige Gedenken fand erneut ohne Überlebende statt.